: Ellis Huber kandidiert nicht auf dem SPD-Ticket
■ SPD-Satzung schließt Kandidatur von Parteilosen aus. Kein sicherer Listenplatz
Ärztekammerpräsident Ellis Huber wird nicht für die SPD in den Bundestagswahlkampf ziehen. Als Haupthindernis erwies sich die Satzung der SPD, die eine Kandidatur von Parteilosen ausschließt. Dies war den Kreuzberger Genossen entgangen, die Huber vor zwei Wochen zur Bewerbung um das Direktmandat im Wahlkreis Kreuzberg/Schöneberg aufgefordert hatten.
Ein Parteieintritt kam für Huber, der bereits für die Grünen zweimal als Gesundheitsstadtrat amtierte, nicht in Frage. Der 48jährige Kritiker des Gesundheitssystems zeigte sich gestern auch ein wenig erleichtert, daß er die „emotionale Spannung“ nicht aushalten müsse. Der Wahlkreis ist der einzige, in dem die Grünen eine realistische Chance haben, ein Direktmandat für den Bundestag zu erringen. Huber hätte auch grüne Stimmen auf sich gezogen.
Die SPD-Kreisverbände von Schöneberg und Kreuzberg bedauerten gestern, daß der Vorschlag gemacht wurde, ohne vorher die parteirechtlichen Möglichkeiten zu prüfen. Eine stärkere Öffnung der SPD war auch von der Parteispitze als wünschenswert bezeichnet worden. Die beiden Kreisverbände wollen diese Diskussion voranbringen, heißt es nun vage.
In den Ortsvereinen war der Überraschungskandidat sehr positiv aufgenommen worden. Allerdings habe die Landesspitze wenig Unterstützung signalisiert, Huber auch auf einem aussichtsreichen Listenplatz abzusichern, hieß es. Hier sind die vorderen Plätze schon ausgekungelt.
Huber, der bereits die Bundes- SPD bei Reformvorschlägen für das Gesundheitswesen beraten hatte, erklärte, er hoffe weiter auf eine gute Zusammenarbeit. Der erklärte Befürworter von Rot-Grün meinte: „Die Zukunft politischen Handelns gehört strategischen Bündnissen und der Kooperation der Parteien. Die Vorstellung, daß nur in Rivalität zueinander etwas bewegt werden kann, ist für mich anachronistisch. Das Bewußtsein ist aber noch nicht soweit.“
Mit Hubers Absage sind die Chancen des Schöneberger Kreisvorsitzenden Eckhardt Barthel auf eine Nominierung gestiegen. Der ausländerpolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus hat den Heimvorteil. Ob er sich gegen die Mitbewerber Andreas Wehr und Matthias Linnekugel sowie Mechthild Rawert durchsetzen kann, wird sich am 24. Oktober entscheiden. Dorothee Winden
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