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Hauptstadtgeschwafel

■ CDU und SPD „aktuell“ zur Kapitale. Grüne und PDS monieren Ablenkung

Die Opposition nannte es ablenkendes Geschwätz. Die Regierungsfraktionen erstarrten vor nationaler Ehrfurcht bei der sogenannten aktuellen Stunde des Parlaments zum Thema: „Die Bundesrepublik und ihre neue Hauptstadt“.

Sibyll Klotz, Fraktionsvorsitzende der Grünen, fragte die CDU-SPD-Koalitionäre beinahe wütend: „Warum belästigen Sie uns mit so einem Schwafelthema?“ Die Stadt habe ganz andere Probleme, meinte Klotz, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob der beschlossene Umzug von Bundestag und -regierung gelinge. Sie warf der Koalition vor, Berlin „zur Hauptstadt von Filz und Korruption“ gemacht zu haben.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) reagierte gereizt. „Sie reden dummes Zeugs daher“, konterte er den Nationalismusvorwurf, den Bündnisgrüne und PDS erhoben. „Aufgeklärter Patriotismus ist in diesem Lande wichtig“, so die Ansicht Diepgens. Die PDS-Vorsitzende Petra Pau beklagte daraufhin das miserable Niveau der Debatte. Sie habe auf Visionen gewartet und Selbstverständlichkeiten bekommen: daß sich die Kräne drehen, Grundsteine gelegt werden und es einen Umzugsbeauftragten namens Töpfer gebe, der tatsächlich arbeite. „Was soll er auch sonst tun?“ fragte Pau entgeistert.

Klaus-Rüdiger Landowsky, der CDU-Vormann, redete, „obwohl ich eigentlich nichts sagen wollte“. Die Debatte sei aber die wichtigste „für die Zukunft der Nation“. Und weil ihm das Karo zu klein wäre, spielte er dann ein überraschendes Herzblatt aus: Die Hauptstadt müsse aus einer „multikulturellen Gesellschaft“ bestehen. cif

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