: Kirche berät weiter Schwangere in Not
■ Katholische Beratungen stellen auch künftig Scheine aus für Frauen, die abtreiben wollen
Fulda (AP) – Die katholischen Beratungsstellen bleiben bis auf weiteres in der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung. Darauf hat gestern in Fulda der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, zum Abschluß der Herbstvollversammlung der Bischöfe hingewiesen. Lehmann erklärte, derzeit sei noch offen, ob und wann es eine Mitteilung des Papstes dazu geben und in welche Richtung sie gehen werde.
Die katholischen Bischöfe kündigten ferner an, sich gegen eine Zurückdrängung des Religionsunterrichts in den Schulen oder Ersatzfächer wie „Lebenskunde, Ethik und Religion“ (LER) zur Wehr setzen zu wollen.
Nach Angaben des Mainzer Bischofs war die Schwangerschaftsberatung kein zentrales Thema der Bischofskonferenz. Knackpunkt des Streits ist, ob die katholischen Beratungsstellen auch weiter Beratungsscheine ausstellen sollen, die Voraussetzung für eine Abtreibung sind.
Lehmann sagte, die deutschen Bischöfe empfänden die derzeitige gesetzliche Regelung zwar als nicht zufriedenstellend. Der fast einmütige Beschluß von 1996, die katholischen Beratungsstellen im staatlichen Beratungsverfahren zu belassen, könne aber nicht als unklare Haltung zur Abtreibung ausgelegt werden.
Maßgeblich sei die Überlegung gewesen, wie man am ehesten Frauen noch erreichen könne, die den Gedanken hätten, abzutreiben. Nur im Kontakt mit diesen Frauen könne es gelingen, „um Leben und Tod des Kindes zu ringen“. Die katholischen Beratungsstellen leisteten hier einen ganz wichtigen Dienst, weil ohne deren Einsatz „manche Kinder nicht geboren wären“.
Zum Religionsunterricht sagte der Mainzer Bischof, dieser trage sehr wesentlich zur Orientierung junger Menschen bei. Orientierung sei in unserer heutigen Gesellschaft „ein knappes Gut“. Weil man den Pluralismus bejahe und verhindern wolle, daß Konturen verloren gingen, hielten die deutschen Bischöfe am konfessionellen Religionsunterricht fest.
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