piwik no script img

Exitus der Kabelwerke

■ BICC-KWO entläßt 365 ArbeiterInnen in Oberschöneweide. Sozialplan unterzeichnet

Das Kabelwerk Oberspree (KWO) ist am Ende. Bis auf kleine Reste wird die Produktion von Elektro- und Telekommunikationskabeln in Oberschöneweide Anfang 1998 eingestellt. 365 der letzten 470 MitarbeiterInnen erhalten im Januar ihr Kündigungsschreiben, teilte KWO-Betriebsratsvorsitzender Gerhard Hörr gestern mit. Am vergangenen Donnerstag unterzeichneten der Betriebsrat und die Firmenleitung den Sozialplan, der auch die Zahlung von Abfindungen regelt.

Die gigantische Vernichtung von Industriearbeitsplätzen – 280.000 gingen seit der Wende in Berlin verloren – hat in Oberschöneweide besonders krasse Auswirkungen. Von rund 25.000 Stellen in der Produktion gibt es heute nur noch rund 3.000. Nach der Abwicklung von AEG-TRO im vergangenen Dezember und KWO arbeitet als letzte große Fabrik nur noch Samsung, das frühe Werk für Fernsehelektronik.

Im März 1992 hatte der britische Kabelkonzern BICC die Kabelwerke mit damals 3.800 Beschäftigten gekauft. Jetzt kapituliert die britische Firma vor Überkapazitäten in der Branche und sinkenden Preisen. Die Herstellung von Starkstromkabeln in Oberschöneweide wird geschlossen, die Produktion von Leitern für die Telekommunikation in die zweite KWO-Fabrik in der Friedrichshagener Straße (Köpenick) verlagert. Rund 100 Arbeitsplätze sollen damit überleben.

Vor kurzem gründete BICC ein Gemeinschaftsunternehmen mit der internationalen NKF-Holding aus dem niederländischen Delft, der die Neuköllner Firma Kaiser Kabel gehört. Die Reste von KWO werden mit Kaiser Kabel verschmolzen.

Wie man die riesigen KWO-Industrieareale an der Spree samt ihren Hallen aus der Zeit der Jahrhundertwende später nutzen könnte, ist nicht abzusehen. Am südlichen Zipfel des KWO-Geländes arbeiten die Abrißbagger. Dort soll ein Park entstehen. Hannes Koch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen