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Gestrandet auf Gleis 1

Das Häuschen der Bremer Bahnhofsmission ist ein kleiner Bau am Ende von Gleis 1. Mehr als 14.000 hilfsbedürftige Menschen haben die 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter alleine in diesem Jahr betreut. Jetzt hat die Deutsche Bahn AG einen Vertrag mit der Mission unterschrieben, mit dem die Helfer bessergestellt werden.

Obwohl die Hilfstätigen in Blau seit neunundneunzig Jahren zum Bremer Bahnhofsbild gehören, waren sie immer auf die Duldung durch die Eisenbahner angewiesen – wie im Rest der Republik auch. Der Bremer Vertrag sagt endlich: Eisenbahn und Helfer gehören zusammen. Bahnhofsleiter Peter Lessmann: „Wir brauchen die Bahnhofsmission“. Tatsächlich ist das Haus auf Gleis 1 nicht nur Anlaufstelle für Menschen mit sozialen Problemen. Alleinreisende Kinder werden ebenso betreut wie Rollstuhlfahrer oder andere Bahngäste. Das ist Service für die Bahn AG fast zum Nulltarif. Denn die Einrichtung wird vom Caritasverband und vom Verein für Innere Mission Bremen finanziert, Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich.

Von dem Schulterschluß profitiert auch die Bahnhofsmission. Denn nach dem Umbau des Hauptbahnhofes – zur Expo 2000 soll alles fertig sein – können Räume im neuen Mittelgang des Gebäudes bezogen werden. Dann hat die Mission mit rund 140 Quadratmetern doppelt so viel Platz wie bisher, und das in absolut zentraler Lage. Das alte Häuschen, 1950 gebaut, muß einem neuen EC-Hotel weichen.

„Sauberkeit, Sicherheit, Service“- das ist das Motto mit drei „S“der Deutschen Bahn AG. Daß die teilweise heruntergekommenen Menschen, die durch den Bahnhof zur Mission laufen, in diesem Credo nicht vorkommen und deshalb mit Gewalt fernzuhalten sind, findet der Bahnhofsleiter nicht. „Diese Menschen stören nicht, wenn sie durch die Halle laufen.“

Der Bremer Caritas-Chef, Werner Fühner-Walbelder, stellt der Bremer Bahn AG promt ein Lobeszeugnis aus. „Hier hat man keinen verengten Sicherheitsbegriff“, findet der Katholik. Im Gegenteil. „Hier gibt es noch ein viertes ,S'“, so Fühner-Walbelder: „Soziale Betreuung“. Christoph Dowe

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