: Urwald-Brandroder sollen vor Gericht
■ Südostasien weiter unter Rauchglocke, immer mehr Menschen verhungern
Jakarta (AFP/rtr) – Wegen der seit Wochen wütenden Großbrände will die indonesische Umweltbehörde 29 Unternehmen vor Gericht stellen, denen sie illegale Brandrodung vorwirft. Derzeit würden Proben in den betroffenen Regionen eingeholt, die als Beweismittel dienen sollen, meldete gestern die indonesische Nachrichtenagentur Antara. Insgesamt beschuldigt die Regierung 176 Unternehmen, durch Brandrodungen zu dem dichten Rauch und Smog über ganz Südostasien beigetragen zu haben.
Die Feuer schlagen auch vor Ort auf die Brandstifter zurück: Nach amtlichen Angaben sind rund 122.000 Hektar Anbaufläche vernichtet worden. Auf Sumatra und Kalimantan seien 242 Plantagen betroffen, vor allem für Kautschuk und Palmöl.
Nach Angaben der indonesischen Umweltbehörde sitzt der Rauch in einer Höhe von rund 900 Metern fest, wo er nur einen Teil des Sonnenlichts durchläßt. Falls die Smogwolken tiefer sinken würden, würden die zehn Millionen Einwohner Jakartas rechtzeitig gewarnt, fügte er hinzu. In der Hauptstadt sollen vom 11. bis zum 19. Oktober die Südostasiatischen Spiele stattfinden. Mehrere Teilnehmerstaaten rieten ihren Athleten, mit Atemschutzmasken zu den Wettkämpfen zu erscheinen. Rauchschwaden haben auch die bei Deutschen beliebte Touristeninsel Phukat und fünf weitere Provinzen in Thailand erreicht.
Die Wald- und Buschbrände konnten sich so schnell ausbreiten, weil in Indonesien seit Monaten Trockenheit und Dürre herrscht. In der östlichsten Provinz Irian Jaya starben nach Angaben des zuständigen Gouverneurs inzwischen 391 Menschen an den Folgen der extremen Dürre, in der Nachbarprovinz seien deshalb 22 Menschen gestorben. Das berichtete die Tageszeitung Kompas Daily gestern. Auch Cholera scheint sich auszubreiten. Nahrungsmittel können in die bergige Region Jayawijaya nur auf dem Luftweg gebracht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen