piwik no script img

Im Winde verhöhnt

HEW streichen Windgroschen. Ihr Aufsichtsratschef und Umweltsenator Vahrenholt prophezeit derweil mehr Windkraft für Hamburg  ■ Von Achim Fischer

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) fördern keine neuen Windkraftanlagen mehr mit dem sogenannten „Windgroschen“. Das bestätigte gestern HEW-Sprecher Johannes Altmeppen gegenüber der taz. Angehende Windmüller, die auf Grundlage der bisherigen Förderung neue Anlagen in Hamburg planen, werden ihre Vorhaben nicht mehr umsetzen können. Je nach Planungsstand können ihnen Kosten von mehr als 100 000 Mark entstanden sein.

„Es geht weiter mit der Windkraft“, hatte hingegen HEW-Aufsichtsratsvorsitzender und Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) noch gestern vormittag versprochen. Anlaß war der Baubeginn eines Riesen-Windrades neben dem Autobahnkreuz Süd, privat finanziert von einem jungen Landwirt. Es ist mit 133 Meter Höhe und einer Leistung von 1,5 Megawatt eine der größten Windkraftanlagen der Welt. „Ich bin fest davon überzeugt, daß es bald auch 3-Megawatt-Anlagen geben wird. Wenn solche Anlagen Standard sind, wird die Windkraft in Hamburg noch einmal einen Schub erhalten“, hatte Vahrenholt prophezeit.

Ohne Förderprogramm der HEW aber wird daraus nichts werden. 17 Pfennige pro Kilowattstunde Strom bekommen Windmüller per Gesetz von den örtlichen Stromversorgern. Die HEW legen seit mehreren Jahren einen Groschen drauf. Mit den 27 Pfennigen könne er „gerade so“seine Kosten abdecken, erklärte gestern Hennig Cordes, der Erbauer des neuen Riesen-Windrades. Seine Investitionskosten: 3,7 Millionen Mark.

Der Windkraftbonus wurde zuletzt vor drei Jahren im sogenannten Kooperationsvertrag zwischen der Stadt und den HEW festgeschrieben. Der Konzern verpflichtete sich damals, ein Prozent seines Erlöses aus dem Atomstromverkauf in einen „Umwelt-Fonds“einzuzahlen. „Wir haben im Rahmen des Kooperationsvertrages eine Summe von 3 Millionen Mark pro Jahr für die Förderung der Windkraft vorgesehen gehabt“, erklärte gestern HEW-Sprecher Johannes Altmeppen. „Diese Summe ist bereits überschritten mit den Anlagen, die jetzt in Betrieb sind. Das heißt, daß neue Anlagen nicht mehr gefördert werden können.“

Der Stromkonzern hatte damit gerechnet, in Hamburg Windräder mit einer Gesamtleistung von 20 Megawatt fördern zu müssen. Diese Summe wird mit der gestern installierten Anlage erreicht. Nach Informationen der taz sind jedoch mindestens weitere 30 Megawatt Windenergie in Hamburg geplant. Viele Aufträge an Ingenieur-Büros sind bereits vergeben und zum Teil schon sehr weit umgesetzt.

Reine Planungskosten für eine 1,5 Megawatt-Anlage, nach § 56 der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure: 140.000 Mark. Wer schon so weit vorbereitet ist, in Treu und Glauben an die HEW, kann sein Vorhaben in den Wind schreiben. Die Rechnung für den Ingenieur allerdings nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen