: Öko-Balance in zu engen Fesseln
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Husumer Erklärung für nachhaltigen Tourismus ■ verabschiedet
Mit einer „Husumer Erklärung“ist gestern die dritte „Interregionale Wattenmeerkonferenz“in der nordfriesischen Kreisstadt zu Ende gegangen. Gemeinsames Ziel sei es, so die Erklärung, die Kriterien bei Umweltverträglichkeitsprüfungen zu harmonisieren und eine gemeinsame Politik für nachhaltigen Tourismus zu formulieren. Zudem haben die an das Wattenmeer angrenzenden Regionen in Schleswig-Holstein, den Niederlanden und Dänemark vereinbart, künftig enger zusammenzuarbeiten, um die Entwicklung einer „Euroregion Wattenmeer“voranzutreiben.
Wichtig hierbei sei in erster Linie der Vorrang für den Küstenschutz, erläuterte der gastgebende Landrat Olaf Bastian (CDU). Zudem sei die „Balance zwischen Ökologie und Ökonomie ein Dreh- und Angelpunkt“bei der Weiterentwicklung der Region am Rande des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, ergänzte der parteilose Landrat des Kreises Dithmarschen, Jörn Klimant. Dieser Ausgleich ist im Nationalparkgesetz von 1985 festgeschrieben.
In der „Interregionalen Wattenmeerkonferenz“sind Verbände, Institutionen und politische Gremien aus Schleswig-Holstein, Dänemark und den Niederlanden organisiert. Sie gilt als Vorbereitung auf die Trilaterale Wattenmeerkonferenz der Umweltminister Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande, die Ende dieses Monats in Stade stattfinden soll. Auf dieser Konferenz wollen die Länder einen gemeinsamen Wattenmeerplan unterzeichnen.
Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) will trotz Kritik aus Wirtschaft und Tourismus ihre Unterschrift unter das Papier setzen, erklärte sie am Mittwoch. Sorgen der Wirtschaft und des Tourismus wegen möglicher Nachteile durch die Vereinbarung seien unbegründet. Sprecher der Industrie- und Handelskammern (IHK) an der niedersächsischen Küste hatten die vorliegenden Entwürfe zum Wattenmeerplan als „unausgegoren und mangelhaft“kritisiert. Bei seiner Unterzeichnung müsse mit massiven Wettbewerbsnachteilen für die deutschen Seehäfen und für den Tourismus gerechnet werden.
Merkel erklärte, die Beteiligten hätten nach 20 Jahren Vorbereitung die Absicht, den Naturschutz in den drei Ländern vergleichbar und durchschaubar zu gestalten. Ziel sei es dabei, das Ökosystem Wattenmeer zum Vorteil von Menschen und Natur dauerhaft zu erhalten. Die Küstenwirtschaft in Niedersachsen befürchtet als Folge des Wattenmeerplans erhebliche Behinderungen für die Schiffahrt. Dem Fremdenverkehr würden mit dem Wattenmeerplan „viel zu enge Fesseln angelegt“. smv
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