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Von Mozart lernen

■ Namedropping statt Entdeckerfreude: Ein Rückblick auf das Bremer Musikfest / Eine Betrachtung voller Frust und Lust

Wolfgang Amadeus Mozart war immer für Späße zu haben und scheute auch nicht davor zurück, das eigene Geschäft zu parodieren, und zwar alle Beteiligten: die Komponisten, die SängerInnen, die Theaterdirektoren und das Publikum. Eins dieser zahlreichen Gelegenheitsstücke ist der 1786 – im Jahr des Figaro – entstandene „Schauspieldirektor“, in dem es ziemlich aktuell um Geld, um Konkurrenz und um den Geschmack des Publikums geht. Eine geradezu hinreißende Aufführung dieses kleinen Stückchens bildete jetzt sinnigerweise den Abschluß des Musikfestes, das sich damit auch mit seinen eigenen Problemen verabschiedet. Kein geringerer als Nicolaus Harnoncourt mit seinem nun schon legendären „Concentus Musicus“– wirklich kein Vergleich mit den Sanftkonturen der Wiener Philharmoniker – setzte sich für diese Kostbarkeit ein. Harnoncourt ist durch und durch ein Theatermann: Die keifenden und konkurrierenden Sängerinnen wurden von seinem Orchester kräftig und ungemein witzig unterstützt.

Das achte Musikfest ist zu Ende. Es hat Bremen einen Monat lang mit über dreißig Konzerten in die schöne Illusion einer kulturellen Hochburg versetzt. In der ankündigenden Pressekonferenz hatte Hartmut Perschau, damals noch Wirschaftssenator, „Aha-Erlebnisse“erwartet. Die hat er nicht nur deswegen nicht erlebt, weil er gar nicht da war, sondern auch, weil es zwar viele Erlebnisse, aber wenig „Aha“gab. Experiment, Innovation, die Lieblingswörter von Thomas Albert, überhaupt eine Konzeption, bietet das Musikfest immer weniger. Weltstars treten hier auf, einer besser als der andere, mit deren Auftritt sich die Sponsoren gut schmücken können. Aber auch Weltstars, die das eigentliche Prinzip des Musikfestes, die Spitze der historischen Aufführungspraxis zu zeigen, kräftig verwässern.

Nennen wir ruhig noch einmal das beste vom Besten, so ist unvergeßlich der Barock-Zyklus von William Christie. Unvergeßlich auch die interpretatorische Sternstunde mit Beethovens Violinkonzert, die uns Thomas Zehetmair und Roger Norrington bescherten. Und für mich das absolut Unglaublichste: die wahrhaft radikalen Schubert-Interpretationen des Orchesters „Anima Aeterna“unter der Leitung von Jos van Immerseel: Ein ensibles und pulsierendes Wandern durch Schuberts Seelenlandschaft. Und Robert Schumanns Melodram „Manfred“darf wegen seiner programmatischen Rarität nicht vergessen werden.

Das Musikfest hat einen Etat von 3,2 Millionen Mark: Angesichts einer solchen Summe ist die Ausschließlichkeit historischer Musik wieder einmal ärgerlich. Zwei Konzerte sollten diesen Mangel übertünchen: das eine, ein ganz spannendes, aber im Augenblick sowieso tourendes, sechzehn Jahre altes Stück von Giorgio Battistelli, wurde lieblos im Goetheplatztheater abgesetzt, das andere, durch Präsentationsmätzchen die reine Augenwischerei: nicht umsonst verweigerte der Komponist György Ligeti seine Anwesenheit in der unsäglichen DASA-Halle. Und ärgerlich ist auch das Niveau der Information: Der Autor des Programmheftes ist in Konzertführern, CD Booklets und anderen Texten vollkommen unsystematisch fündig geworden, viele KünstlerInnen sind nicht genannt, und bei einigen Konzerten gab es überhaupt keine Einführung. Last not least: Laßt bitte auch die beiden letzten Reste – Jacobs Terminal und DASA – der kunsttötenden Hallenphilosophie weg, die Glocke ist prima. Geld, Konkurrenz, Publikum: Schon Mozart wußte, worüber er sprach. Aus der Abschlußaufführung mehr zu machen als sie für zufällig anzusehen, wünscht sich

Ute Schalz-Laurenze

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