Streit Colonia gegen amnesty bald beendet

■ Gericht vertagte Urteil über Foltervorwürfe auf November. 15 Folteropfer sagten aus

Bonn (AP/AFP) – Der seit über zwanzig Jahren geführte Rechtsstreit zwischen der Colonia Dignidad und amnesty international über Foltervorwürfe soll Mitte November entschieden werden. Die dritte Zivilkammer des Bonner Landgerichts vertagte sich am Freitag auf den 18. November mit der Ankündigung, dann eine Entscheidung zu treffen. Amnesty darf mindestens bis zu diesem Termin nicht mehr behaupten, das ehemalige deutsche „Mustergut“ Colonia Dignidad im südamerikanischen Staat Chile sei ein Folterlager der Geheimpolizei des Pinochet-Regimes gewesen.

Amnesty international erklärte am Freitag, der ihr von der Colonia Dignidad aufgezwungene Prozeß habe die Menschenrechtsorganisation bereits rund 150.000 Mark gekostet. Derweil erklärte ein der katholischen Kirche nahestehender Jurist in Chile, mindestens 15 Gefangene der chilenischen Militärdiktatur unter Augusto Pinochet (1973–1990) hätten Folterungen in der umstrittenen Deutschensiedlung Colonia Dignidad überlebt und entsprechende Aussagen zu Protokoll gegeben.

Die chilenische Justiz untersucht ebenfalls, ob der untergetauchte Colonia-Chef Paul Schäfer zahlreiche Kinder mißbraucht hat. Neun Anzeigen liegen wegen Kindesmißbrauchs vor. Der Polizeichef in Südchile teilte am Donnerstag mit, Paul Schäfers Aufenthalt sei jedoch nach wie vor unbekannt. Unklar sei auch, ob Schäfer überhaupt noch am Leben sei.