Studis wollen nicht nach Grohn

■ Die Zahlen wurden schöngerechnet, behautet der AStA

„Wir wollen in der Neustadt bleiben“. Für Annette Volkens, Referentin für Hochschulpolitik beim AStA der Hochschule in der Neustadt, ist die Sache klar. „Das Geld für einen Umzug ist nicht da“, meint sie. Ein Gutachten der Berliner Prognos hatte die Kosten für den Umzug der Hochschule in die Roland-Kaserne in Grohn auf 452 Millionen Mark kalkuliert. Doch diese Zahlen wurden schöngerechnet, glaubt Volkens und spuckt so ihrem Hochschul-Rektor Münch kräftig in die Suppe. So müßte die Hochschule in der Neustadt komplett rennoviert werden, falls die Institute nach Bremen-Nord umzögen. „Von den Kosten dafür steht im Gutachten nichts“, sagt die AStA-Funktionärin. Außerdem könnte der Bund die Zuschüsse zurückverlangen, die er für frühere Bautätigkeiten lockergemacht hat. Das würde teuer für Bremen: Bis zu 60 Millionen Mark, so Volkens, könnten eingefordert werden. Auch an die Prognos-Prophezeiung von 3.000 neuen Arbeitsplätze will sie nicht glauben.

Der Ausbau der Hochschule ist, so glaubt sie, auch in der Neustadt zu haben. „Die HS besitzt bereits zwei bebauungsfähige Grundstücke hier. Zwei weitere Grundstücke, die jetzt schon freistehen, könnten dazugekauft werden. Das wäre billiger.“Insgesamt, so die AStA-Frau, müsse man fragen „ob man den Zahlen des Gutachtens glauben kann.“

In das gleiche Horn bläst Carsten Westerholt vom AStA der Universität. In der Umzugsdiskussion sieht er auch den Versuch, die Hochschule gegen die Uni auszuspielen: Käme der Umzug, würde die Uni weniger Geld vom Senat bekommen. „Von Strukturpolitik auf unsere Kosten ist nicht viel zu halten“, findet Westerholt. In seinen Augen ist klar, daß die Koalition im Rathaus gerade unter Zugzwang steht, für das pleitegebeutelte Bremen-Nord arbeitsmarktpolitische Konzepte aus dem Hut zu zaubern. „Aber nach einem Umzug wird weder für die Hochschullandschaft noch für die Strukturpolitik viel gutes übrigbleiben“, prophezeit der Uni-AStA-Mann. Das sei engstirnig. Den Bremerhavener AStA trifft die Umzugsdiskussion eher unvorbereitet. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb sind allerdings auch die Studi-Vertreter der Hafenstadt gegen einen Umzug der Bremer Hochschule. „Wir könnten zur Hälfte dicht machen, wenn die Hochschule nach Bremen-Nord kommt“, glaubt Take Krieszmann, AStA Vorsitzender der 1.200-Seelen-Hochschule. Die Angst: Studierende, die derzeit aus dem Umland nach Bremerhaven kommen, würden den neuen Standort in Grohn vorziehen und der Hochschule den Rücken kehren. Bis zu einem Drittel der Studierenden, so Krieszmann, könnten den Bremerhavenern auf diese Weise abhanden kommen. Am 13. Oktober ist Show-Down im Akademischen Senat der Hochschule. Dann nämlich muß Rektor Mönch zur Finanzierung des Umzugs Stellung nehmen. Christoph Dowe