Notizen aus dem Konzertleben
: Quark zum Hören

■ Heimelig: Neue Reihe im Wall Cafe

Jeden Montag gastiert die „Blue Moon Bar“im frisch renovierten Wall Cafe. Veranstalter Christian Barfly ist inzwischen auf die alkoholfreien Erzeugnisse des neuen Wirtschaftssenators umgestiegen und hat Großes vor. Interessierte sollen sich in intimer Kaffeehaus-Atmosphäre an guter Musik laben und zueinander finden.

Als erste Gäste waren die Berliner Quarks geladen, die mit minimalem Elektronik-Schrott, Schlagzeug und Gitarre vor kurzem bereits im Eisen gastierten. Die stilgerechte Wohnzimmerlampe machte sich unter Stuck und Kronleuchter auch gleich viel besser als zwischen gehässigen Schwarzjacken und lauten Fliperkugeln. Die Quarks dringen in die Welt der kleinen, leisen Töne ein, spielen mit Worten, singen Lieder über tiefe Löcher im Sonntagnachmittagsprogramm und erzwingen das Zuhören. Wunderkerzen und Buchstabenkekse wurden verteilt, um an der richtigen Stelle zum Einsatz zu kommen.

„Erinnert ein wenig an die Soundtracks, die Der Plan mal gemacht haben“, meint Literat Stefan Mibs und bestellt Prosecco, das Getränk der laufenden Saison. „Das ist keine Melange“, sagt der Herr am Nebentisch gebieterisch und verweist auf die Garnierung der Sahneplattform seiner Kaffeespezialität als könnte er diese von einem billigen Bourbon unterscheiden.

„Die Schokostreusel sind nur Dekoration“, erwidert die Bedienung. Der Veranstalter sieht nach seinen Gästen und verteilt weiter Kekse an den Tischen. Die Quarks beenden leise ihren ersten Set und bieten handgeschöpfte Singles mit limitierten Tapeten-Covers an. Pearly-Passion-Pianist Hans Jörg wird unter Applaus vom Klo geholt und zu einem spontanen Auftritt genötigt, bevor die Quarks erneut hinter ihren Instrumenten Platz nehmen. Szene-Schlagzeuger Martin St. Kruzig lobt die „Blue Moon“-Reihe und befürchtet, daß der Montags-Jazz bald im Moments Konkurrenz bekommen wird. Eine Disco ist aber kein Kaffeehaus. StErn