: Frankreich rüstet sich
■ Der Thomson-Konzern bleibt französisch
Paris (AFP) – Nach dreimonatiger Bedenkzeit hat sich die französische Linksregierung bei der Teilprivatisierung des Rüstungselektronikkonzerns Thomson-CSF für eine „nationale Lösung“ entschieden. Den Zuschlag für die „strategische Partnerschaft“ mit dem bisher zu 58 Prozent vom Staat kontrollierten Unternehmen erhielt eine Allianz aus dem Alcatel-Konzern, dem Flugzeughersteller Dassault und der staatlichen Aerospatiale. Damit unterlag die Gruppe Lagardere-Matra, die sich mit der deutschen Daimler-Benz Aerospace (Dasa), der British Aerospace und der britischen Eletronikgruppe GEC verbunden hatte. Verteidigungsminister Alain Richard sagte jedoch der Wirtschaftszeitung La Tribune, die neue Thomson-Gruppe könne in den kommenden Jahren zusätzliche Allianzen mit Partnern wie GEC und Dasa eingehen.
Nach dem Willen der Regierung entsteht durch das Zusammengehen von Thomson-CSF mit der Dassault-Filiale Dassault Electronique und den Satellitenaktivitäten von Aerospatiale eine europaweit führende Gruppe in den Bereichen Verteidigungselektronik und Satelliten. Nach Angaben aus der Umgebung von Premierminister Lionel Jospin wird die Allianz Alcatel-Dassault daran mit 20 Prozent beteiligt sein. Der Staat soll mit 35 Prozent Kapitalanteilen größter Aktionär bleiben. Ein Teil der Aktien – die Rede war von fünf Prozent – soll den Beschäftigten angeboten werden.
Mit der Entscheidung der Regierung gehen 18 Monate Ungewißheit über die Zukunft von Thomson-CSF zu Ende. Nach ihrem Amtsantritt im Juni hatte die Koalition aus Sozialisten, Kommunisten, Grünen und kleineren Linksparteien die von der rechtsbürgerlichen Vorgängerregierung auf den Weg gebrachte Privatisierung des Unternehmens zunächst auf Eis gelegt. Im vergangenen Jahr war die Privatisierung im ersten Anlauf gescheitert. Damals hatte die Lagardere-Gruppe den Zuschlag erhalten. Gegen den Verkauf legte jedoch die zuständige Privatisierungskommission ihr Veto ein, weil sie die Vergabe der defizitären Thomson-Filiale für Unterhaltungselektronik an den südkoreanischen Daewoo- Konzern nicht billigte.
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