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Verschult, aber vergleichbar

■ An der Universität Kaiserslautern gibt es schon seit zehn Jahren den Master-Abschluß für Mathematiker. Die Erfahrungen sind zwiespältig

Bislang wurde der Master vor allem für Studierende mit Berufserfahrung aus Dritt-Welt-Ländern angeboten. Ab dem Wintersemester können ihn alle Studierenden nach dem Vordiplom machen. Ein Gespräch mit Helmut Neunzert, Professor für Mathematik an der Universität Kaiserslautern.

taz: Wodurch unterscheidet sich der Master vom Diplom?

Helmut Neunzert: Der Master richtet sich nach den Anforderungen des internationalen Arbeitsmarktes. Studienleistungen werden leichter vergleichbar. Nicht nur was den Abschluß betrifft, sondern auch während des Studiums. Durch das Credit-Point-System wird ein Wechsel an Hochschulen im Ausland leichter. Dafür gibt es studienbegleitende Prüfungen zu jeder Veranstaltung. Die abschließende Master-Arbeit ist nur noch ein Teil der Gesamtprüfung.

Hat sich das System bewährt?

Ich bin da gespalten. Das Credit-Point-System fördert den Ablauf Studieren, Lernen, Prüfen, Vergessen. Das widerspricht der alten Humboldtschen Idee, nach der am Ende eines Studiums ein fertiger Wissenschaftler stehen sollte. Auch ist das Studium etwas verschulter. Andererseits hat sich das Programm bewährt. Da die Stipendien der ausländischen Studenten auf zwei Jahre begrenzt waren, mußten sie in dieser Zeit zum Abschluß kommen. Das hatte auch eine Sogwirkung auf die deutschen Studierenden.

Ist das Masterstudium beliebt?

Bisher mußten wir keine Auswahl vornehmen. Aber das Angebot ist nicht sehr bekannt. Zudem ist Mathematik kein Numerus- clausus-Fach. Problematisch ist es für Studenten aus ärmeren Ländern, die ihr Studium nicht selbst finanzieren können. Wir haben jetzt für alle Neueinsteiger Stipendien zusammengeklaubt. Aber von der Industrie war bis auf ein paar Wohnheimplätze fast nichts zu bekommen. Nur um deutschen Studierenden einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, gibt es genug Geld vom Bundesministerium. Interview: Gereon Asmuth

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