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Die neue Vielfalt hat ihren Preis

■ Digitales TV – ein simpler Sprung der Technik mit Folgen: Für den Zuschauer gibt es ein wenig mehr Ware für deutlich mehr Geld

Eigentlich geht es nur um eine andere Technik. Statt komplizierter Signalwellen wird durch die Netze der Zukunft in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren nur noch eins rund um die Welt geschickt werden: lange Folgen der Ziffern eins und null, ein und aus – die einzige Sprache, die die Prozessoren der Rechner verstehen. Eigentlich ein ganz simpler Sprung der Technik also. Aber immerhin einer, der im Verein mit den Gesetzen der Marktwirtschaft weitreichende Folgen hat – einige sprechen von einer Revolutionierung, wie sie einst der Buchdruck brachte.

Bei der Diskussion um die vermeintliche „Enteignung“ der Fußballöffentlichkeit kann man erstmals sehen, wie auch bei der Digitalisierung eine Technikrevolution gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. Zwei Folgen hat die Reduzierung aller Botschaften auf ein Null-eins-Signal. Erstens: Der Unterschied zwischen den Informationsgattungen schwindet, weil es den Netzen völlig egal sein wird, ob sie digitalisierte Fernsehbilder, Telefongespräche oder Internetseiten transportieren. Wenn Inhalte zusammenwachsen, wird es also nur noch eine Sache der Vermarktung sein, in welcher Form man sie dem Publikum anbietet. Das ist die Digitalisierung der Inhalte.

Die zweite Folge, die Digitalisierung der Übertragungswege, ist die bedeutendere. Weil digitale Signale in den Netzen weniger Platz brauchen, kann man künftig ein Vielfaches übertragen – und dem Publikum also ungleich mehr und und individuellere Dienste (zum Beispiel TV-Programme) anbieten. Hier beginnt das Problem der Medienkonzerne. Denn erstens explodiert mit der Zahl der Möglichkeiten, Inhalte zu verbreiten, nicht automatisch die Menge der Inhalte. Zweitens gilt der Weg, über den die Medienunternehmen beim Fernsehen bislang ihr Geld verdient haben, in der digitalen Medienzukunft als untauglich. Denn die Werbemärkte sind begrenzt, zumal das werbefinanzierte Fernsehen in Deutschland bislang Milliardenverluste schreibt.

Also müssen andere Finanzierungswege her. Die Lösung beim Fernsehen: Pay-TV. Das bietet sich auch deshalb an, weil die digitalen Kanäle und Empfangsgeräte (Decoder) den beliebigen Rücktransport von Daten (wer guckt was?) erlauben. Doch wenn der Pay-TV-Markt funktionieren soll – worüber es widersprüchliche Prognosen gibt –, dann nur, wenn er die attraktivsten Inhalte anbietet und dem bezahlfreien Markt entzieht.

Für den Zuschauer heißt das: Künftig gibt es ein (etwas) größeres Angebot für (deutlich) mehr Geld. Ohne Extrageld gibt es dagegen nur noch wenig. Lutz Meier

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