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Touris wohnen bald in Lilienthal?

■ „Lilienthal blüht auf“, heißt der Slogan für ein neues ökologisches Tourismus-Konzept / BewohnerInnen dürfen mitgestalten und Vorschläge für künftige Gäste machen / Führungen und Pflanzaktionen geplant

„Lilienthal am Rande von Bremen“lautete früher ein örtlicher Werbeslogan. So bescheiden wollen sich die LilienthalerInnen heute nicht mehr geben, seit die Gemeinde bewußt über neue Wege zum ökologischen Tourismus nachdenkt. Lilienthal hat jetzt ein Konzept zur Gästebetreuung in Auftrag gegeben – auf Initiative von Lieselotte Pezsa, der Leiterin des Lilienthaler Fremdenverkehrsbüros.

Die Gemeinde konnte bisher nur überwiegend Geschäftsleute zur Übernachtung nach Lilienthal locken. Mit 16.000 Übernachtungen pro Jahr, auf ca. 270 Gästebetten verteilt, lag Lilienthal im Landkreis immerhin an zweiter Stelle hinter Worpswede. Doch die Geschäftsleute blieben selten länger als ein bis zwei Nächte. In Lilienthal fehlen die ganz normalen UrlauberInnen. Deshalb geht jetzt die Bremer „Arbeitsgemeinschaft Stadt-Land Ökologie“mit ihren Mitarbeitern Jürgens Seevers und Angela Wilhelms mit dem neuen Tourismus-Konzept an den Start.

In vielen Gesprächen mit EinwohnerInnen, Unternehmen und der Verwaltung haben sie versucht zu klären, welche touristischen Angebote es bereits in Lilienthal gibt und welche noch fehlen. Das Ergebnis: Die Gemeinde hat zunächst eine attraktive Landschaft und sehenswürdige Kultur. Bislang hat die Gemeinde schon 500 km Fahrradwege in und um den Ort ausgebaut und ausgeschildert. Landwirte der Gegend haben sich zusammengeschlossen und eine spezielle „Eene Meene Muh“-Tour mit eigener Karte aufgelegt. Für die befahrbaren Teile der vielen Flußläufe haben die Sportvereine ihr Kanu-Angebot auf den Verleih erweitert. Ein Sportareal mit Skaterbahn ist in Planung und ebenso eine zentrale Gäste-Informationsstelle.

Doch um für UrlauberInnen attraktiver zu werden, muß sich noch vieles tun. Denn häufig sind mangelnde interne Kommunikation und unprofessionelle Außenwerbung Schuld daran, daß Angebote bisher nicht genutzt wurden und bislang unbekannt sind. So gab es z.B. bisher keine Zusammenarbeit zwischen den Heimatvereinen der verschiedenen Ortsteile. Und im Prospekt der Freilichtbühne fehlte eine Adressangabe, weil innerhalb der Gemeinde natürlich jedeR weiß, wo sie sich befindet. Das Problem, dem die Fachleute der Konzeptgruppe nun gegenüber stehen: Wie kann das alles nun in vernünftiger Weise zugänglich gemacht werden?

Eine „Touristik GmbH“soll zum Beispiel wie in Worpswede gegründet werden. Sie soll nicht allein die privatwirtschaftliche Alternative zum Verkehrsverein darstellen. Alle beteiligten Vereine, Verbände, der Einzelhandel und die Gastronomie sollen verantwortlich einbezogen werden. Denn Lilien-thal will ökologischen Tourismus betreiben und das bedeutet für Jürgen Seevers von der „Arbeitsgemeinschaft Stadt-Land Ökologie“: Der Naturschutz soll zum einen berücksichtigt werden. Zum anderen dürfen die LilienthalerInnen nicht allein als Dienstleister für die TouristInnen gesehen werden.

„Der normale Fremdenverkehr will dem Gast immer alles recht machen und schafft damit Scheinwelten. Bestes Beispiel sind die Erlebnisparks!“, sagt Jürgen Seevers. Er will ohne künstliche Implantate auf die Besonderheiten Lilienthals aufmerksam machen.

Wirtschaftliches Ziel ist laut Seevers trotzdem eine gewisse „Leistungssteigerung“– wobei „wir dann lieber 12.000 Gäste für drei Nächte, als 30.000 Gäste für eine Nacht hätten“. Die „trendsensiblen“Gäste, die im Zuge der Expo auch nach Lilienthal kommen werden, sollen dann gerade das Gegenteil zur Massenabfertigung in Hannover vorfinden.

Doch bis es soweit ist, muß noch viel organisiert werden: Wer macht die Schilder, die Führungen, das Kaffeekochen? Eine gemeinsame Aktion haben die BewohnerInnen allerdings schon hinter sich. Alle machten mit, als der neue Lilien-thal-Tourismus-Slogan in einer Blumenpflanzaktion umgesetzt wurde. Dieser lautet neuerdings: „Lilienthal blüht auf“.

Helene Hecke

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