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Keine Lust auf Sonne auf dem Dach

■ BremerInnen ordern kaum Photovoltaik- und termische Solaranlagen / Anbieter von Solaranlagen kritisieren Bremer Förderungspolitik / Stagnieren der Umweltpolitik bedeutet aber weniger Arbeitsplätze

„Bremen ist ein schwarzes Loch“, sagt Gerhard Kleinke von der „Solarwerkstatt Bremen“. Soll heißen, sein Betrieb hat in der Stadt wenig Chancen, AbnehmerInnen für Photovoltaik- und termische Solaranlagen zur Warmwasserbereitung zu finden. Was für die Umwelt gut ist, fossile Brennstoffe einspart und zu einem bewußteren, individuellen Energieverbrauch führen könnte, ist politisch nicht unbedingt erwünscht. „Als vor vier Jahren das bundesweite „1.000 Dächer Solarprogramm“zur Förderung von Photovoltaikanlagen ausgeschrieben wurde, konnten in Bremen für ungefähr 100 Förderungsangebote nur knapp 60 Interessenten gefunden werden“, ärgert sich der Solarbauer Kleinke. In Niedersachsen dagegen hätten sich die Interessenten um die Förderungen gerissen, nur jeder Dritte hätte überhaupt berücksichtigt werden können.

Auch Birgit Balzer von „ad fontes“diagnostiziert für Bremen einen wenig lukrativen Markt für Solaranlagen: „Irgendwie kommen die Menschen in Bremen nicht mit der Möglichkeit in Kontakt, Wärme und warmes Wasser über Solaranlagen selbst zu erzeugen.“Ad fontes arbeitet in ganz Norddeutschland und ist in Bremen mit einer kleinen Niederlassung vertreten. „In Hamburg ist die Situation anders“, stellt Balzer fest. Hier arbeitet die Umweltbehörde eng mit Solarfirmen zusammen. Die Gaswerke werben aggressiv für Solaranlagen. „In der Öffentlichkeit muß deutlich gemacht werden, daß Solarenergie politisch gewollt ist“, nur dann sieht Balzer Chancen für die Zukunft der Solarenergie.

Wie „ad fontes“sucht sich auch die „Solarwerkstatt Bremen“ihre KundInnen vornehmlich nicht in Bremen. Nach dem Abflauen des Solarbooms nach dem Ende der Förderung durch das „1.000 Dächerprogramm“ist der Markt in Bremen eingebrochen. Die Solarwerkstatt, jetzt ein Drei-Personen-Betrieb, mußte schon einen Elektromeister entlassen. Zwar gibt es in Bremen noch Investitionsförderungen für die Ersteinrichtung von Photovoltaikanlagen, aber die, so Kleinke, sind wenig effektiv. „Nützen würde der Branche eine andere Umweltpolitik“, meint Solarbauer Kleinke. Darunter versteht er vor allen Dingen die kostendeckende Vergütung des selbst erzeugten Stromes. Eine Kilowattstunde selbsterzeugter Strom kostet heute umgerechnet rund zwei Mark. Vergütet wird aber dem alternativen Stromerzeuger laut Stromeinspeisungsgesetz von den Energiewerken nur blanke 17 Pfennig. „Bei einer Anschaffungsinvestition von gut 20.000 Mark ist eine Photovoltaikanlage für den Verbraucher zu teuer“, stellt Kleinke fest. Zwar könne man seine Investition durch Fördermittel halbieren, danach bleibt der private Stromerzeuger aber auf dem teuren Strom sitzen.

Insgesamt 20 Städte in der Bundesrepublik, darunter Freiburg und Aachen, sind deswegen dazu übergangen, Stromerzeugern aus Solaranlagen kostendeckende Vergütung anzubieten. „Damit wird die Motivation in Privathaushalten gesteigert, die Anlagen produzieren zu lassen. Jede produzierte Kilowattstunde ist bares Geld“, meint Kleinke. Die kostendeckende Vergütung von selbsterzeugtem Strom würde Photovoltaikanlagen für die Kunden rentabler machen. „Eine einfache Rechnung“, meint Kleinke, „Photovoltaik rechnet sich für den Kunden, die Nachfrage steigt und dann können in der Planung, Produktion, Monage und Wartung der Anlagen auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“Zur Zeit jedenfalls lacht die Sonne für die „Solarwerkstatt Bremen“nicht. Deswegen hat sie sich ein zweites Standbein geschaffen. Die Werkstatt ist auch als Anlageberatung für Menschen tätig, die ihr Geld in ökologische Projekte, etwa Windenergieanlagen, investieren wollen.

„Wir sind bei unseren Förderungen auf Firmen angewiesen, die unsere Gelder gegenfinanzieren können“, sagt Rita Kellner-Stoll, beim Senator für Umwelt zuständig für die Vergabe von Fördermitteln für ökologische Projekte. Tatsächlich hat die Umweltbehörde bislang auch im Solartechnikbereich mit bescheidenen Mitteln Projekte gefördert. Ausreichend, so daß sich die alternative Solartechnik auf dem Bremer Markt hätte etablieren können, war die Förderung jedoch nicht. „Man muß sehen“, gibt Kellner-Stoll zu bedenken, „daß wir von der Behörde keinen Markt schaffen können. Das ist Aufgabe der Unternehmer. Sie müssen ihre Kunden selbst finden. Und offensichtlich ist Bremen als Markt für Solaranlagen nicht oder noch nicht attraktiv genug.“

Thomas Schumacher

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