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Gebührenakrobatik I

Ob jeder fünfte oder vielleicht nur jeder dritte Arzt seine Abrechnungen frisiert, wissen weder die Krankenkassen noch die Kassenärztliche Vereinigung (KV). „Aber kleine Mogeleien sind ausgesprochen häufig“, sagt Peter Zamory, in der GAL-Bürgerschaftsfraktion zuständig für den Bereich Gesundheit. Ohne mit der Wimper zu zucken, stellen Hausärzte den Kassen Gespräche mit Patienten in Rechnung, die zusammengenommen 36 Stunden pro Tag in Anspruch genommen haben sollen. Eigentlich werden Gespräche im Behandlungszimmer nur honoriert, wenn sich der Arzt tatsächlich zehn Minuten eingehend mit dem Patienten unterhalten hat.

Der Hamburger Arzt Zamory pflichtet mit seiner Kollegenschelte dem Berliner Ärztekammerpräsidenten Ellis Huber bei. Huber hat den Niedergelassenen Gebührenakrobatik vorgeworfen, die sich vor allem auf eine überflüssige Diagnostik bezieht: „Wir müssen davon ausgehen, daß zehn bis zwanzig Prozent der Vertragsärzte korrupt handeln, indem sie medizinisch Dinge tun, die nicht sein müßten“, so die Kritik Hubers.

Das Einzelabrechnungssystem lädt nach den Worten Zamorys gerade zum Betrug ein. „Sinnvoller wäre ein praxisgebundenes Budget“, so der GALier. In Hamburg hatte zuletzt der Fall eines Drogenarztes Schlagzeilen gemacht, der mehrfach falsche und überhöhte Abrechnungen bei der KV eingereicht haben soll.

Lisa Schönemann

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