: Kompromiß für das Jüdische Museum in Berlin
■ Jüdische Gemeinde, Akademie der Künste und Berliner Senat vereinbaren neue Struktur
Berlin (taz) – Der jahrelange Streit um das geplante Jüdische Museum in Berlin scheint vorläufig beendet. Gestern stellte der zuständige Kultursenator Peter Radunski (CDU) ein Konzept für den vom Architekten Daniel Libeskind entworfenen Bau, der 1999 eröffnet werden soll, vor. Nach seinem Konzept, so erklärte Radunski, werde dem Jüdischen Museum kulturelle Autonomie, ein eigenständiger Haushalt und eine eigene, nichtselbständige Stiftung zugestanden. Das Museum soll jedoch Teil der Stiftung Stadtmuseum bleiben und auch integrativer Teil der ständigen Berlin-Ausstellung werden.
Radunski zeigte sich von dem erarbeiteten Kompromiß überzeugt: „Wir haben das Konzept mit der Jüdischen Gemeinde und mit der Akademie der Künste abgesprochen“, sagte Radunski, „ich bin sicher, daß wir jetzt auf einem gemeinsamen Weg sind.“
Vorausgegangen war dem nun vorgeschlagenen Modell, das noch vom Berliner Senat beschlossen werden muß, eine wütende Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit des Museums. Dessen Gründungsdirektor Amnon Barzel, der im Verlauf dieses Streits fristlos gekündigt worden war, hatte gegen die Entscheidung des Berliner Senats gekämpft, mit der das Jüdische Museum zu einer Hauptabteilung des Stadtmuseums gemacht wurde. Unterstützt wurde er dabei von der Akademie der Künste und der Jüdischen Gemeinde.
Die Kündigung Barzels wird trotz der Einigung, die die meisten seiner Forderungen nun erfüllt, nicht zurückgenommen. Statt dessen soll in wenigen Tagen ein neuer Interimsdirektor ernannt werden. Der ehemalige Leiter der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, Gerhard Schoenberner, habe die Stellung abgelehnt, und auch Libeskind wird nicht Direktor. Der neue Direktor wird zugleich Stellverteter des Generaldirektors der übergeordneten Stiftung Stadtmuseum. Das von der Akademie der Künste geforderte Kolloquium zur Ausstellungskonzeption wird es geben, jedoch erst nach der Eröffnung und auf Grundlage des Eröffnungskonzepts. Barbara Junge
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