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Bonn plant Sprachanalysen bei Flüchtlingen

■ Pro Asyl kritisiert Maßnahme zur Feststellung der Herkunft als „Kaffeesatzlesen“

Bonn (AFP) – Die Herkunft von Asylbewerbern soll künftig in Zweifelsfällen durch Sprachanalysen ermittelt werden. Das Bundesinnenministerium bestätigte gestern Angaben der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, wonach von Asylsuchenden aus bestimmten Herkunftsländern von 1998 an Stimmproben aufgezeichnet werden sollen. Als Ziel der geplanten Neuregelung nannte ein Ministeriumssprecher die „Verhinderung von Asylmißbrauch“.

Dagegen kritisierte Pro-Asyl- Geschäftsführer Günter Burkhardt das Verfahren als „rechtsstaatlich fragwürdig und wissenschaftlich zweifelhaft“. Wer behaupte, durch Sprachanalysen die Staatsangehörigkeit bestimmen zu können, betreibe „Kaffeesatzlesen“. Pro Asyl zufolge wurden für die „flächendeckende Sprach- und Textanalyse“ im Etatentwurf des Innenministeriums für 1998 insgesamt 2,4 Millionen Mark veranschlagt. Damit sollten 4.000 Analysen zum Preis von jeweils 600 Mark finanziert werden.

Das neue Verfahren werde bereits in Schweden, der Schweiz und den Niederlanden praktiziert. Das Innenministerium hält die Analyse für „geeignet, Mißbrauch zu begegnen“. Dagegen betonte Burkhardt, die meisten Flüchtlinge mit unklarer Herkunft stammten aus Regionen, in denen Sprachgrenzen nicht mit Staatsgrenzen übereinstimmten. Dies gelte beispielsweise für Westafrika sowie die Regionen Afghanistan/Pakistan und Albanien/Kosovo/Mazedonien. Mit den Sprachanalysen würden „Methoden von äußerst zweifelhaftem Beweiswert gleich in großem Stil eingeführt“.

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