: Neue Ermittlungen um Hunte-Tod
■ Kripo überprüft Aussagen zu ertrunkenem Asylbewerber
Oldenburg. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat die Ermittlungen um den Fall des in der Hunte ertrunkenen rumänischen Asylbewerbers Vasile G. wieder aufgenommen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Gerhard Kayser wurden neue Zeugenaussagen eingereicht. Zur Zeit sei die Oldenburger Kriminalpolizei mit dem Fall beschäftigt.
Die neuen Aussagen wurden von dem Rechtsanwalt Hajo Köhler an die Staatsanwaltschaft übergeben. Nach dessen Angaben handelt es sich bei den Zeugen um zwei Iraker, die den Vorfall vor etwa drei Monaten gesehen haben wollen. Köhler hält ihre Angaben für glaubwürdig. Demnach hat ein privater Wachmann versucht, Vasile G. auf dem Gelände der Zentralen Anlaufstelle für AsylbewerberInnen (ZAST) Oldenburg festzuhalten. Als dieser sich angeblich losriß, soll der Wachmann den Asylbewerber mit mehreren anderen Beteiligten die halbe Strecke bis zur Hunte verfolgt haben. „Ob dies unmittelbar zum Tode von Vasile G. geführt hat, muß die Staatsanwaltschaft jetzt ermitteln“, sagt Köhler. „Dann ist aber noch immer fraglich, ob es sich um fahrlässige Tötung handelt.“
Wichtiger für Köhler ist die Tatsache, daß der Wachmann angegeben hat, er habe den Rumänen nur angesprochen und nicht verfolgt. Das sieht Anwalt Köhler jetzt widerlegt. „Der Wachmann hätte Vasile G. weder festhalten und schon gar nicht verfolgen dürfen. Das wäre Nötigung und versuchte Freiheitsberaubung.“Für Köhler ist dies der Grund für die Aussage des Wachmanns, er habe das Gelände der ZAST nicht verlassen. Zusätzlich wirft der Anwalt der Polizei „halbherzige Ermittlungen“vor. Grund: Einer der Iraker war unmittelbar nach dem Tod von Vasile G. von der Kripo verhört worden.
Die Oldenburger Kriminalpolizei hält die Zeugenaussagen dagegen für nicht glaubwürdig. „Wir haben sämtliche Angaben erneut überprüft und den einen irakischen Zeugen ein weiteres Mal befragt. Dabei sind keine neuen Erkenntnisse zutage gekommen“, so Kriminaldirektor Heinz Hausenblas. Seiner Meinung nach wird der Fall von Oldenburger Flüchtlingsinitiativen lediglich „aufgebauscht, der ertrunkene Rumäne zum Märtyrer gemacht“. Ein Großteil des Zeugenmaterials wurde demnach von dem Oldenburger Filmemacher Ali Zahedi recherchiert. Hausenblas: „Wir kommen leider zu dem Eindruck, daß dieser Druck auf die Zeugen ausgeübt hat, um entsprechende Aussagen zu bekommen.“Zahedi bestreitet dies. Jeti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen