■ Kommentar: Die Angstnummer
Es gehört schon zu den immergleichen Ritualen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, daß sie beim Thema Wiederaufbau des Neuen Museums lieber den Kopf in den Sand steckt, als die Nase in den Wind zu halten. Anstatt endlich einen Entwurf auf den Tisch zu legen, setzen die Museumsmacher auf Verzögerung. Statt sich zu einem neuen Konzept für die Museumsinsel zu bekennen, signalisieren sie Unentschlossenheit. Anstelle des großen Wurfs zankt die Stiftung mit der Denkmalpflege kleinlich hinter den Kulissen. Daß man am Montag erneut keinen Plan präsentiert, sondern nur „ein Architekt genannt werden soll, mit dem weitergearbeitet wird“, bedeutet nur mehr die Fortsetzung der unendlichen Geschichte, die da lautet: „Wer sich bewegt, verliert.“
Dabei hätten die Museumsmacher alle Trümpfe in der Hand, sich offensiv und öffentlich zu verhalten. Vom Architekten Frank Gehry liegt ein moderner Entwurf auf dem Reißbrett, der das verstaubte Ambiente der Museumsinsel endlich aus seinem Dornröschenschlaf wecken könnte. Daß Gehry mit den Ruinen des Neuen Museums nicht gerade zimperlich umgeht, ist noch lange kein Grund, ihn verschämt wie eine Angstnummer zu behandeln. Auch dem Angriff der Denkmalpfleger, die das Neue Museum Unesco-mäßig restauriert und ein paar Treppen wiederhergestellt sehen möchten, mangelt es an Argumenten. Vom kriegsbeschädigten Stüler-Bau sind nicht mehr als ein paar Trümmer geblieben, deren Rekonstruktion zweifelhaft erscheint. Schließlich bringt die Wiederherstellung des Gebäudes auch deshalb nichts, weil Funktion und Nutzung des neuen Neuen Museums mit dem alten nichts gemein hat. Rolf Lautenschläger
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