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Serbe gesteht Verbrechen

■ Bis zu 80 Menschen bestialisch getötet. „Die Wahrheit muß endlich gesagt werden“

Belgrad (AP) – Zwei Monate nach dem Kroaten Miro Bajramović hat sich nun auch erstmals ein serbischer Freiwilliger zu seinen im jugoslawischen Bürgerkrieg begangenen Verbrechen bekannt. In Interviews mit mehreren Zeitungen und der Nachrichtenagentur Beta, die gestern veröffentlicht wurden, gestand der 50jährige Serbe Slobodan Misić, beim Krieg in Kroatien 1991 und ein Jahr später in Bosnien-Herzegowina insgesamt bis zu 80 Menschen auf teilweise bestialische Art umgebracht zu haben.

Später meldete Beta, daß Misić gestern in einer Zeitungsredaktion im südserbischen Vranje festgenommen worden sei, wo er auch seine Geschichte erzählt habe. Ob er unter Anklage gestellt werde oder was sonst mit ihm geschehen sei, war zunächst nicht bekannt. Die Zeitung Dnevni Telegraf und Beta zitierten Misić mit den Worten, es sei an der Zeit, daß die Wahrheit gesagt werde. Er habe sein Schweigen gebrochen, weil er „der Lügen überdrüssig“ sei, die von offizieller Seite über den Krieg verbreitet würden. Misić erklärte, er habe sich zum Krieg in Kroatien freiwillig gemeldet und bei den Kämpfen um Vukovar zahlreiche Kroaten getötet.

Später in Bosnien seien muslimische und kroatische Kriegsgefangene und Zivilpersonen umgebracht worden. Seine Einheit habe wahllos Granaten in Häuser geworfen, auf Zivilisten geschossen und ganze Dörfer verwüstet.

In der ostbosnischen Region um Srebrenica habe er mehrere Kriegsgefangene ermordet. Bei zweien habe er die Köpfe auf Stangen gesteckt und später die Angehörigen erschossen, die in der Nacht die Köpfe holen wollten. Verschiedentlich habe er abgeschnittene Ohren seiner Opfer für 50 Mark das Stück als Souvenir verkauft.

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