: Der besondere Dreh mit der Milchsäure
Die PR-Strategen in den Nahrungsmittelkonzernen wußten schon immer, wie sie einzelne Eigenschaften oder Inhaltstoffe eines Produktes verkaufsfördernd in der Werbung einsetzen konnten, selbst wenn es sich um pure Selbstverständlichkeit handelt. So achteten Verbraucher vor Jahren nach einer entsprechenden Kampagne plötzlich besonders darauf, daß fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch möglichst nur rechtsdrehende Milchsäuren enthielten.
Milchsäure ist ein Abbauprodukt von Joghurtbakterien. Sie entsteht bei der bakteriellen Vergärung des Milchzuckers. Von der organischen Säure gibt es zwei chemisch gleiche Formen, die sich wie Spiegelbilder verhalten: Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften werden sie als rechts- und linksdrehende Milchsäuren unterschieden.
Vom Menschen werden diese beiden Moleküle unterschiedlich aufgenommen. Während die rechtsdrehende Milchsäure schnell in den menschlichen Stoffwechsel eingeschleust wird, kann das linksdrehende Spiegelbild nur extrem langsam abgebaut werden. Kleinkinder kommen oftmals mit der linksdrehenden Milchsäure noch schlechter zurecht. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird daher eine Höchstmenge empfohlen, die bei der täglichen Nahrungsaufnahme nicht überschritten werden soll.
Fermentierte Milchprodukte enthalten je nach eingesetzter Bakterienkultur entweder ein Gemisch der beiden Milchsäuren oder nur die verträglichere rechtsdrehende Milchsäure. So enthält zum Beispiel Hartkäse oder Kefir stets ein Milchsäuregemisch. Auf vielen Joghurtbechern wird auch heute noch mit der Aufschrift „Enthält rechtsdrehende Milchsäure“ geworben, obwohl klar ist, daß im Endprodukt gesundheitschädigende Konzentrationen linksdrehender Säure ohnehin nicht erreicht werden. wlf
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