„Putzen sind's nicht“

Fleißige Frauen haben Zukunft: als Hauswirtschaftshilfen im Hamburger Hausservice  ■ Von Heike Haarhoff

Das Phänomen tritt „besonders im Hamburger Westen“auf, weihte Bärbel Eickhoff vom Arbeiter-Samariter-Bund die Presse gestern ein. Dort residierten beispielsweise Richter aus fernen Ländern, wohlhabende, gebildete Herren, tätig am internationalen Seegerichtshof. Doch was nützt die gediegenste Nienstedtener Elbhanglage, wenn die armen Schweine nach Dienstschluß „niemanden für den Haushalt haben, weil die ganze Familie zu Hause geblieben ist“, grämt sich Sylvia Warner, Geschäftsführerin der Karo Gebäudereinigung GmbH.

Keine Frage, eine Lösung muß her: „Für diese Menschen wollen wir einen sauberen Haushalt herstellen.“Aber nicht für lau, ruft Bernd Schröder, Leiter des Alto-naer Arbeitsamts: Wer seinen häuslichen Dreck von Dritten wegmachen läßt – wogegen nichts einzuwenden ist, schließlich leben wir im Zeitalter der Arbeitsteilung –, soll dafür zahlen, findet er, und zwar tariflich. Angelo Wehrli vom Beschäftigungsträger altonaer arbeitsförderungsgesellschaft mbH (afg) nickt begeistert, Frau Melzer von der Arbeitsbehörde auch, und so kommt es, daß die fünf gestern „einen ganz neuen Weg“einschlugen: 1998, so ihr Abkommen, werden in Hamburg 51 Frauen – Arbeitslose und Berufsrückkehrerinnen – ein Jahr lang gegen Tarifbezahlung zu „Hauswirtschaftshilfen im Hausservice“ausgebildet.

Zu den Unterrichtsfächern gehören, neben der „Durchführung von Hygienemaßnahmen“, „Haustierpflege“, aber auch „saisonbedingte Tätigkeiten wie Schneeräumen“. Und „wenn sie keine silbernen Löffel klauen und fleißig sind“, verspricht Bernd Schröder gute Aussichten auf spätere Festanstellung im ersten Arbeitsmarkt, unter anderem bei der Reinigungsfirma Karo. Deren Geschäftsführerin Warner hat schon mal „mintfarbene Kittel ausgesucht“, auf deren Brusttasche sie als Qualitätssiegel für ihre künftigen Mitarbeiterinnen den Schriftzug „Karo-Asse“sticken lassen will.

Die Zugehdamen sind nicht ganz billig – abgerechnet wird nicht nach Stunden, sondern pro Quadratmeter. Einer kostet im Grundtarif eine Mark, je nach Verschmutzungsgrad wird's teurer. „Gebucht“werden können die Frauen bei der Reinigungsfirma. „Wir wenden uns nicht nur an etablierte, sondern auch an Single-Haushalte“, so Warner.

Warum nur kommen keine Männer in den Genuß dieser Ausbildung? Betretenes Schweigen, Ausflüchte. Frauen seien eben „besonders“zu fördern: „Putzen sind das nämlich nicht.“