■ Wie haben Sie erfahren, daß die Mauer fällt?
: „Ich lag mit meiner Freundin im Bett“

Matthias Schaeffer, 39 Jahre, Informatiker

Das Telefon klingelte nachts um halb drei, als ich mit meiner Freundin im Bett lag. Ein Freund erzählte mir aufgeregt, daß er mit seinem Auto über die Grenze nach Ost-Berlin gefahren sei, ohne einen Personalausweis vorzeigen zu müssen. Da scheine sich etwas zu tun. Meine Freundin meinte: „Komm, leg auf und schlaf weiter! Der spinnt!“ Das habe ich dann auch gemacht.

Klaus Karnstedt, 43 Jahre, arbeitslos

Ich hatte gerade Wachdienst, als es im Radio kam. Da war ich noch Soldat. Ich hab' sofort die Flinte hingeschmissen, Uniform runter, raus und weg. Erst mal über die Wollankstraße rüber in den Westen. Umgetauscht und kieken, wat is' denn nu' überhaupt los hier? Man kannte es zwar vom Fernsehen, aber was man selber sieht, ist besser. Ich bin so einer, der auch in die Hinterhöfe guckt.

Gertrud Nessel, 85 Jahre, Rentnerin

Mein Mann lag krank im Bett. Ich saß vor dem Fernseher. Wir waren auf jeden Fall überrascht. Ich bin an sich aus Leipzig, aber ich wohne schon 50 Jahre in Spandau, bin also Westlerin. Auf einmal brachten sie das mit der Mauer. Sofort bin ich mit viel Schokolade an die Grenze, um die Ostler zu empfangen. Die haben sich alle auf die Schokolade gestürzt. Da habe ich also meine Pflicht getan.

Peter Bähr, 41 Jahre, Rentner

Erfahren habe ich's durch dem Schabowski seine Rede. Die habe ich abends im Fernsehen gesehen und erst einmal so hingenommen. Naja, so war es eben. Ich habe mir zunächst nix dabei gedacht, bis ich mich gefragt habe, was er da eigentlich gesagt hat. Irgendwann habe ich auf die Abendschau umgeschaltet. Da saß dann schon jemand, der Momper, glaube ich. Das war dann doch alles wahr.

Baydoun Mariam, 18 Jahre, Auszubildende

Unser Lehrer hat es uns morgens in der Schule erzählt. Ich war damals noch so jung, daß für mich gar keine Mauer existierte. Darum konnte ich das gar nicht glauben. Nachmittags sind wir alle zur Brücke bei der Lehrter Straße gerannt und haben die vielen Leute kommen sehen. Rüber durften wir erst, als unsere Eltern mitgekommen sind. Drüben sah es ein bißchen komisch aus.

Ingrid Wille, 57 Jahre, technische Zeichnerin

Das ist alles schon ein Weilchen her, und ich kann mich nicht mehr so direkt erinnern. Bei der Demo war ich nicht dabei, sondern habe alles im Fernsehen mitverfolgt. Besonders den Auftritt von Egon Krenz, wo er gesagt hat, daß die Mauer geöffnet wurde. Das war natürlich toll. Wir sind gleich in den Westen losgezogen. Es war ein einmaliges Erlebnis, in Kreuzberg über die Grenze zu gehen.

Umfrage: Kirsten Küppers

Foto: Wolfgang Borrs