Gorlebener Salzsieder im Goldrausch

■ Die Salinas GmbH will nun neben Speisesalz auch Gold in Gorleben gewinnen

Hannover (taz) – „Ein schönes Zubrot, ein zusätzlicher Erlös, der direkt ins Portemonnaie fällt“, schwärmte gestern schon Klaus Pohlandt, Geschäftsführer der Salinas Salzgut GmbH nach dem plötzlichen „Goldfund“ in einer Probe Gorlebener Salzes. Das Ganze sei keineswegs ein Witz, versicherte Pohlandt, Salinas werde nun seine Anträge beim Celler Bergamt um die „Gewinnung von Gold“ ergänzen. Bei der Bergbehörde hatte die Salinas GmbH schon 1996 zwei Anträge auf Abbau von Speisesalz in Gorleben gestellt.

Um den Goldfund allerdings, von dem sich Salinas eine erhebliche Erhöhung des Ertrages beim geplanten Salzabbau erhofft, ranken sich noch einige Mysterien. Analysiert wurde die goldhaltige Gorlebener Salzprobe an der Universität Lüneburg. Professor Wolfgang Ruck hat das Untersuchungsergebnis abgezeichnet, das pro Kilo Salz 1,1 Milligramm Gold ausweist.

Allerdings ist unklar, wie die Probe aus dem Salzstock überhaupt in das Labor gelangt ist. Eigene Probebohrungen hat Salinas bei Gorleben noch nicht durchgeführt, sondern erst beantragt. Die Probe kann also nur vom Gorlebener Endlagerbau stammen. Entweder wurde sie heimlich von der Salzhalde entwendet, die nahe der Endlagerbaustelle aufgetürmt wird, oder sie stammt von einem befreundeten Bergmann, wie Pohlandt andeutet.

Obwohl in der Probe auf ein Teil Gold fast eine Million Teile Salz kamen, hat Salinas eine Goldförderung von 242 Kilogramm im Marktwert von 4,5 Millionen Mark errechnet, wenn nur die bisher fest eingeplanten 220.000 Tonnen Salz abgebaut werden. Lukrativ sei die Gewinnung von Gold als Sekundärrohstoff bereits bei einem Edelmetallgehalt von 0,5 Milligramm pro Kilo, versichert Pohlandt. Das Gold sei einst durch Flüsse in das Meer eingeschwemmt worden, aus dem der Salzstock entstanden sei. Der Geschäftsführer erwartet, daß die Goldspuren an jenen Partikeln oder Verunreinigungen angelagert sind, die man bei der Produktion von Speisesalz ohnehin herausfiltern muß. Aus diesen Produktionsresten solle dann Gold gewonnen werden.

Bei den Goldhoffnungen beruft sich Salinas vor allem auf den Kieler Geologen Ulrich Schneider. Der allerdings warnt bisher noch vor einem vorschnellen Goldrausch. Zunächst müsse man weitere Proben des Gorlebener Salzes analysieren und die Verteilung und Bindung des Goldes an andere Stoffe untersuchen. Dies sei für die Wirtschaftlichkeit einer späteren Goldgewinnung ausschlaggebend.

Bei Deutschlands größten Salzproduzenten, der Kali und Salz AG, wird übrigens nirgendwo neben Salz auch Gold gewonnen. Auch die Geologen beim Bundesamt für Strahlenschutz wußten bis gestern noch nichts von Gold in dem Salz, in das sie den deutschen Atommüll endlagern wollen. „Gold interessiert uns nicht, danach haben wir in Gorleben auch nicht gesucht“, sagte gestern ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz. Jürgen Voges