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Detektoren und umgebaute Panzer

■ Die Minensuchgeräte müssen auf das jeweilige Einsatzland zugeschnitten sein. Einfache Technik ist effektiv und preisgünstig

Die Arbeit in Save begann damit, einen bestimmten Lkw-Fahrer zu finden. Er hatte die Minen in dem mosambikanischen Städtchen abgeladen. Acht Tote und zwei Verletzte waren seither zu beklagen. Zum Glück erinnerte sich der Lieferant, daß es genau 110 Tretminen waren, die er einst nach Save gebracht hatte. „Wir wußten also: Wir müssen genau 92 Minen finden – verteilt auf 17 Hektar unwegsamen Geländes“, sagt Fritz Mamier, Fachplaner für Entminung bei der bundesdeutschen „Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ GTZ.

Eine Firma wollte jeden Hektar für 27.000 Mark mit schwerem Gerät durchsuchen. Doch die GTZ entschied dagegen – nicht nur weil der Preis viel zu hoch war. „Solche Maschinen bekommen Sie gar nicht hin in diese Gegend. Die Straßen und Brücken halten das nicht aus“, so Mamier. Grundsätzlich aber ist er nicht gegen den Einsatz von schwerem Gerät. „Man muß jeden Einzelfall prüfen und das jeweils beste Verfahren finden. Oft ist es eine Kombination mehrerer Methoden.“ In Save suchten drei Monate lang etwa zehn Minenräumer mit Detektoren das Gelände ab – dann waren alle 92 Minen gefunden. Gekostet hat die Aktion 175.000 Mark.

In Deutschland stellt die Kölner Firma Ebinger Detektoren her. Zu haben sind sie für 2.000 bis 6.000 Mark – je nach Ausstattung. „Man muß die Geräte auf die jeweiligen Nutzer zuschneiden“, erklärt Vertriebsleiter Theodor Steinbüchel. Um die Bedingungen vor Ort herauszufinden, reisen Firmenmitarbeiter in die betroffenen Gebiete. Auf Workshops bringen sie den Räumtrupps bei, wie man die Technik handhabt. In Kambodscha beispielsweise seien die Menschen von Kindheit an stärker mit Technik vertraut als in Schwarzafrika, entsprechend komplizierter könne dort die Elektronik sein, so Steinbüchel. 13 Millionen Mark im Jahr setzt die Firma Ebinger mit ihren 25 Mitarbeitern um.

Um große Summen geht es dagegen bei der Entwicklung von schwerem Räumgerät, das überwiegend von Rüstungsfirmen hergestellt wird. Die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG), ein Tochterunternehmen der Waffenschmiede Diehl, bietet für 2,1 Millionen Mark den „Minebreaker 2000“ an. In etwa zehn Tagen soll der umgebaute Leopard-1-Kampfpanzer in Bosnien erprobt werden. Der Test kostet eine Million Mark und geht auf Rechnung des Auswärtigen Amts.

Bis zu einem halben Meter tief pflügt der Minebreaker das Erdreich um. „Hundertprozentig sicher ist das noch nicht“, räumt ein Firmensprecher ein. Deshalb soll der „Mineclearer“ hinterherfahren – eine Art Förderband mit Sieb, das alle Gegenstände von der Größe einer Mine aussortiert. Kostenpunkt des Geräts: knapp eine halbe Million Mark.

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