Netanjahus Minister sollen zum Mord an Jitzhak Rabin schweigen

■ Zwei Jahre nach dem Anschlag kursieren die Gerüchte: Israels Geheimdienst soll die Finger im Spiel gehabt haben

Jerusalem (dpa) – Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat seine Minister gestern aufgefordert, sich nicht mehr öffentlich zu Verschwörungsbehauptungen im Zusammenhang mit der Ermordung von Regierungschef Jitzhak Rabin vor zwei Jahren zu äußern. Mehrere Minister hatten in der vergangenen Woche nach der Lektüre eines geheimen Teils des offiziellen Untersuchungsberichts über den Rabin-Mord gefordert, eine mögliche Verstrickung des Inlandsgeheimdienstes Schin Beth in den Mord zu untersuchen. Der geheime Bericht befaßt sich unter anderem mit dem Einsatz des Schin-Beth- Agenten Avishai Raviv. Rabin war am 4. November 1995 von dem rechten Studenten Yigal Amir niedergeschossen worden. Am Samstag abend gedachten mehr als 200.000 Israelis der Ermordung Rabins.

Der ehemalige Schin-Beth-Chef Carmi Gillon bestätigte am Samstag in einem Fernsehinterview erstmals, daß Raviv etwa acht Jahre als Geheimdienstspitzel in rechtsextremen Kreisen eingesetzt worden sei. Er bestritt jedoch die jüngsten Behauptungen rechter Kreise, der Agent mit dem Codenamen „Champagner“ und Chef der rechtsextremen „Ayal“-Organisation habe Amir zum Mord an Rabin aufgehetzt. „Wenn Raviv Amir so nahegestanden hätte, hätte der Schin Beth ihn vor dem Mord fassen können. Er hat Raviv nie in seine Geheimnisse eingeweiht“, sagte Gillon. „Der Aufruhr um dieses Thema ist ein schwerer Fehler, und der Hintergrund ist ganz eindeutig politisch. Es wird versucht, die Aktionen des rechten Lagers gegen Rabin vergessen zu machen.“

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