piwik no script img

Tchibo saniert seinen Exkonkurrenten

■ Probleme nach der Übernahme von Eduscho größer als erwartet

Bremen (taz) – Die Hamburger Tchibo Holding hat mit der Übernahme des Bremer Konkurrenten Eduscho den Bestand der Kaffee- Handelskette gesichert. „Die wirtschaftlichen Probleme bei Eduscho waren größer, als innerhalb und außerhalb des Unternehmens bekannt war“, sagte Tchibo-Vorstand Wilfried Doysen gestern anläßlich einer ersten Bilanz nach einem halben Jahr Sanierung.

Ein ausländischer Übernahmekandidat für das ehemalige Bremer Familienunternehmen hätte nur den Namen Eduscho und die Top-Kaffee-Marke „Gala“ erhalten wollen. Der Sanierungsfall Eduscho wird wie im Vorjahr auch 1997 bei einem Umsatz von 2,3 Milliarden Mark einen Verlust von 100 Millionen Mark einfahren, den Tchibo ausgleichen müsse. Die Zahl der Eduscho-Mitarbeiter wird bis zum Frühjahr um 250 auf 5.000 verringert. 150 Leute aus der Bremer Zentrale müssen gehen, wenn Einkauf, Qualitätskontrolle sowie die Leitung des Versandhandels in Hamburg konzentriert werden. Die Rösterei in Berlin-Spandau mit 100 Mitarbeitern wird im Frühjahr dichtgemacht.

Massive Fehler warf Doysen den Eduscho-Managern vor. So hätten die Chefs die Schulung des Verkaufspersonals und die Pflege der Filialen „sträflich vernachläßigt“. Mitarbeiterinnen in den Filialen seien mit Drohbriefen zu mehr Sauberkeit aufgefordert worden. „So führt man heutzutage kein Unternehmen mehr“, sagte Doysen. Im Versandhandel und im sogenannten „Non Food“-Geschäft, die bei Tchibo hochprofitabel seien, habe Eduscho Verluste eingefahren. Riesige Restposten blieben in den Regalen liegen und wurden „sehr verlustreich verramscht“. Hier werde das erfolgreiche Tchibo-System eingeführt.

Zum Sanierungsprogramm gehört auch eine Konzentration auf die Kaffeemarke „Gala“. Die Filialen werden neu gestaltet. Die Tchibo-Chefs wollen mit Eduscho 1999 die „schwarze Null“ erreichen. Eine Fusion beider Unternehmen, die nach der Übernahme im April befürchtet worden war, ist nach Ansicht von Kennern vorerst kein Thema. Joachim Fahrun

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen