Frau Kammersängerin

■ Die Sängerin Gabriele Schnaut wurde nach ihrem geglückten Liederabend in der Staatsoper geehrt und gefeiert

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß Frauen in der Lage sind, Musik in höchster Vollendung darzubieten, die Sopranistin Gabriele Schnaut und die Pianistin Nina Tichman hätten ihn am Donnerstag in der Staatsoper mit ihrem Liederabend erbracht.

Werke der Romantik standen im Mittelpunkt des Abends: Schumanns Liederkreis opus 39, in dem der romantische Komponist Gedichte von Eichendorff vertont hat, und sechs Lieder von Schubert wurden eingerahmt von den Vier Gesängen nach Fragmenten von Nietzsche, einer Komposition des Intendanten der Staatsoper Peter Ruzicka, und den Wesendonck-Liedern von Wagner.

Gabriele Schnaut, die international Erfolge als Brünnhilde in Wagners Ring gefeiert hat, entspricht schon von Auftritt und Statur dem Prototyp des hochdramatischen Soprans. Trotzdem gelang es ihr bei den Schumann-Liedern, sich mimisch und gestisch ganz zurückzunehmen. Sehr konzentriert und mit gestochen scharfer Artikulation traf sie den lyrischen Ton der Eichendorff-Gedichte. Die Mondnacht – die dem ganzen Abend den Titel gab – war in diesem Teil der Höhepunkt.

Und doch waren es die Schubert-Lieder, die Gabriele Schnaut die Möglichkeit gaben, das warme und volle Timbre ihrer Stimme zu entfalten. Der lebhaftere Charakter der Stücke ließ auch Mimik und Gestik dieser kraftvollen Sängerin zur Geltung kommen.

Bemerkenswert war an diesem Abend aber nicht nur der Gesang von Gabriele Schnaut, auch der Klaviervortrag von Nina Tichman war mehr als nur die Begleitung einer schönen Stimme. Ohne sich jemals in den Vordergrund zu drängen bot die Pianistin eine nuancenreiche Interpretation der Lieder. Der differenzierte Einsatz der Pedale akzentuierte beinahe percussionistisch die Melodien.

Am Schluß des Abends verlieh Hausherr Peter Ruzicka Gabriele Schnaut im Namen des Senats den Titel einer Kammersängerin, der höchsten Würde, die die Hansestadt zu vergeben hat. is