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Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen außer Kontrolle

■ Die UNO zieht ihre Abrüstungskommission aus dem Irak ab. Bill Clinton schickt einen zweiten Flugzeugträger in den Golf. Großbritanniens Luftwaffe ist in erhöhter Alarmbereitschaft. Nur Rußland mahnt zu besonnenem Handeln

Bagdad/Berlin (rtr/taz) – Iraks Massenvernichtungswaffen sind nicht mehr unter internationaler Kontrolle. Nach dem Rausschmiß der sechs US-amerikanischen Mitglieder der UNO-Waffenkontrollkommission Unscom aus Bagdad hat die UNO gestern fast das gesamte Team abgezogen. 66 Inspekteure trafen gestern in dem Golfemirat Bahrain ein. Nur acht ihrer Kollegen blieben zur Bewachung des UNO- Zentrums in Bagdad zurück. Die sechs US-Amerikaner hatten den Irak bereits am Donnerstag verlassen.

US-Präsident Bill Clinton schickte gestern einen zweiten Flugzeugträger in den Golf. Die „George Washington“ soll die bereits in der Region stationierte „Nimitz“ verstärken. Auch in dem von der US-Luftwaffe genutzten türkischen Stützpunkt Incirlik wurden verstärkte Flugaktivitäten verzeichnet.

Die britische Luftwaffe versetzte eine Staffel Senkrechtstarter vom Typ Harrier GR-7 für einen eventuellen Einsatz am Golf in Alarmbereitschaft. Laut Verteidigungsministerium sind sie binnen 48 Stunden einsatzbereit. Es sei aber noch nicht entschieden worden, ob die Flugzeuge oder der Flugzeugträger „Invincible“ in die Region geschickt würden.

Im schottischen Edinburgh diskutierten gestern US-Außenministerin Madeleine Albright und ihr britischer Kollege Robin Cook, wie der Druck auf Saddam Hussein erhöht werden könne. Albright erklärte, Hussein müsse zur Einsicht gebracht werden. Der Druck dürfe sich jedoch nicht gegen die irakische Bevölkerung richten.

Der britische Premierminister Tony Blair erklärte, Saddam Hussein müsse unbedingt daran gehindert werden, Zugang zu den Massenvernichtungswaffen zu erhalten, nach denen die UNO-Inspektoren gesucht hatten. Die USA, Großbritannien und andere Staaten seien im Recht, wenn sie ernsthafte Maßnahmen ergriffen.

Frankreichs Präsident Jacques Chirac bedauerte das Verhalten Iraks. Es sei offensichtlich geworden, daß alle Mitglieder des UN-Sicherheitsrates zu den USA stünden. Rußlands Verteidigungsminister Igor Sergejew erklärte dagegen, ein militärisches Eingreifen sei unnötig. Es gebe nüchterne Kräfte, die eine Lösung ohne militärische Mittel erreichen könnten.

Iraks Außenminister Qassim al-Sahaf sagte in Bagdad, derzeit gebe es keine politischen Anstrengungen mehr, die Krise zu entschärfen. Sein Land werde sich militärischer Gewalt nicht beugen.

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