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Kein Geld für geschädigte Lachszüchter

■ Fünf Jahre nach der Ölpest vor den Shetlands müssen die Versicherungen des Tankers Braer für indirekte Schäden nicht zahlen

Shetlands (taz) – Fünf Jahre nach dem Auseinanderfallen des Tankers Braer vor der Küste der Shetlandinseln hat das oberste Zivilgericht des Landes jetzt die Schadensersatzklage eines Zulieferers für Fischfarmen abgelehnt. Das Unternehmen hatte Verluste in Höhe von umgerechnet 5,5 Millionen Mark als Folge der Ölpest geltend gemacht. Andere geschädigte Unternehmen gehen davon aus, daß diese erste Entscheidung Signalwirkung auf weitere 240 noch ausstehende Schadensersatzklagen haben wird.

Der an der Westküste Schottlands ansässige Zulieferer für Lachseier und -stichlinge Landmark Ltd. wollte den Internationalen Fonds zur Kompensation bei Ölunfällen (IOPCF) sowie die Versicherer des Unglückstankers für den Zusammenbruch des Geschäfts mit Lachsfarmen auf den Shetlands verantwortlich machen.

Doch der Court of Session unter Vorsitz von Lord Gill lehnte die Klage ab. Begründung: Der Umsatzausfall sei nur indirekt auf die Ölverschmutzung zurückzuführen, der IOPC-Fonds hafte aber nur für direkte Folgen der Verschmutzung.

Der Geschäftsführer des Verbandes der Lachsfarmer auf den Shetlandinseln (SSFA), Magnus Flaws, reagierte vorsichtig auf die Gerichtsentscheidung. Er sagte: „Ich hoffe, hier liegt kein Präzedenzfall vor. Ich bin davon überzeugt, daß unsere Klage vor Gericht auch weiterhin Bestand haben wird, denn es besteht ein erheblicher Unterschied zwischen hier ansässigen Lachsfarmen und einem Zulieferunternehmen auf dem schottischen Festland.“

Die im SSFA organisierten Lachsfarmer versuchen 48 Millionen Mark Schadensersatz zu erstreiten. Ihr Argument: Nach dem Unglück seien die hohen Preise für Shetland-Lachs weltweit zusammengebrochen. Unmittelbar nach dem Unglück im Januar 1993 hatten die Lachsfarmer rund 64 Millionen Mark für die unmittelbaren Folgen der Verschmutzung vom IOPC-Fonds erhalten.

Anderen Geschädigten, allen voran die Fischer, ist es mittlerweile gelungen, außergerichtliche Vereinbarungen mit dem Fonds zu treffen. Dabei wurden ursprüngliche Forderungen von rund 75 Millionen Mark auf 7,5 Millionen Mark heruntergehandelt. IOPC- Sprecher John Goodlad hofft, daß der „Musterprozeß die Gerichtswarteliste ausdünnen wird, da jetzt viele Kläger mit weniger gut begründeten Fällen einen Rückzieher machen werden.“

Immer noch stehen Schadensersatzforderungen von mehr als 120 Millionen Mark zur Verhandlung an. Kläger sind vor allem Hauseigentümer, deren Besitz durch das an Land gewehte Öl beschädigt wurde, sowie Hotelbesitzer, die unter dem Zusammenbruch des Tourismus in den Jahren nach dem Unglück zu kämpfen haben. Ob sie nach der Entscheidung weiter hoffen dürfen, ist unklar. Der Entschädigungstopf der IOPC ist jedenfalls nahezu erschöpft: nur noch 30 Millionen Mark gibt es zu verteilen. Hans-Jürgen Marter

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