Frauen sind immer noch Reserve

■ Arbeitskreis „Berufliche Perspektiven von Frauen feiert 10Jähriges

„Wir können die momentane Arbeitsmarktkrise zum Vorteil der Frauen nutzen“, behauptet die Kölner Sozialwissenschaftlerin und Publizistin Mechthild Janßen gestern auf der Geburtstagsfeier des Arbeitkreis „Berufliche Perspektiven von Mädchen und Frauen“. Zehn Jahre besteht der Arbeitskreis nun - für rund 70 Frauen Anlaß sich im Gästehaus der Universität auf dem Teerhof einzufinden und der Vortragenden zu lauschen. Sie alle sind bei Beratungsstellen, Ämtern oder Weiterbildungseinrichtungen angestellt und beschäftigen sich beruflich mit Arbeitsmarktpolitik.

Janßen forderte in ihrem Vortrag „Ende der männlichen Arbeitsgesellschaft - Chance für Frauen?“eine neue, gleichberechtigte Erwerbsgesellschaft. Sie möchte die „krisengeschüttelte, technologieorientierte Arbeitswelt“in eine „menschenfreundliche“verwandeln: „Frauen sind nunmal zuständig für das Menschliche und stellen auf dem Arbeitsmarkt eine Qualifikationsreserve dar“. Die Arbeitsmarktkrise sieht als Chance diesen von Grund auf zu ändern: in einem Geschlechtervertrag sieht sie Männer und Frauen gleichermaßen für bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten vor. „25 Stunden bezahlte Berufstätigkeit und 25 Stunden unbezahlt für die klassisch ehrenamtlichen Tätigkeiten wie Kindererziehung und Haushalt“. Wer trotzdem voll arbeiten will, soll mit hohen Steuersätzen betraft werden. „Wir reden ja auch über die ökologische Steuerreform, warum also keine soziale Steuerreform?“so Janßen. Die Vision einer gerechteren Welt kam bei den Geburtstagsgästen gut an. Schließlich handelt es sich bei dem Arbeitskreis um ein politisches Beratungsgremium - und nicht um eine Institution, die entscheidet.

„Die Stärke des Arbeitskreises liegt darin, daß wir Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Arbeitsmarktpolitik zusammenführen“, so Ulrike Hauffe, Landesbeauftragte für Frauen. Für sie bleibt gerade nach diesem Tag die wichtigste Frage: „Inwieweit können sich Frauen zusammenschließen, um die Forderung einer neuen Gesellschaft an die Öffentlicheit zu formulieren?“ gef