: Diplomatie um zwei Uhr nachts
■ Nächtliches Außenministertreffen der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats: Russischer Kompromißvorschlag sieht Ende der Kontrollen zu Atomwaffen- und Raketenproduktion vor
Bagdad/Genf (AFP/taz) – Kurz vor einem Treffen der Außenminister der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats zur Irak-Krise haben Washington und London den Druck auf Bagdad erhöht. Grundlage des für die Nacht zu heute in Genf angesetzten Gesprächs bildete ein von Rußland vorgelegter Kompromißvorschlag.
Das Treffen der Außenminister war am Dienstag nach Gesprächen des irakischen Vize-Regierungschefs Tarik Asis mit dem russischen Außenminister Jewgeni Primakow und Präsident Boris Jelzin kurzfristig anberaumt worden. Nach Angaben Rußlands verständigten sich beide Seiten auf einen Plan zur Beilegung des Konflikts. Dieser sieht nach Angaben aus Diplomatenkreisen ein Ende der Kontrollen von möglichen Produktionsstätten für Raketen und Atomwaffen im Irak vor. Ohnehin stand die UN-Abrüstungskommission (Unscom) nach Aussagen ihres Chefs Richard Butler kurz davor, dem Irak in der Frage der Atomwaffen zu bescheinigen, die Auflagen erfüllt zu haben. Bei den Raketen gebe es noch Widersprüche zwischen irakischen Angaben und Unscom-Erkenntnissen.
Im Bereich der biologischen und chemischen Waffen soll Bagdad den Angaben zufolge genaue Vorgaben mit den Erwartungen der internationalen Gemeinschaft erhalten. Damit solle Irak die bisher genutzte Ausrede unmöglich gemacht werden, daß es nicht genau wisse, was die internationale Gemeinschaft wolle. Im Gegenzug soll die irakische Führung der uneingeschränkten Wiederaufnahme der Inspektionen der Unscom unter Beteiligung der US-Experten zustimmen. Auch die Aufklärungsflüge über Irak sollen wiederaufgenommen werden.
Das US-Verteidigungsministerium zeigte sich vor dem Treffen hart und kündigte an, 40 bis 45 weitere Kampfflugzeuge würden in die Krisenregion verlegt. Auch Großbritannien will weitere Kampfflugzeuge auf seinen Flugzeugträger „Invincible“ im Mittelmeer entsenden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen