: Service mit Servus
■ Erneut Schleichwerbungsvorwurf gegen den Bayerischen Rundfunk erhoben
„Ein Servus mit Service“, hieß es im Angebot der Münchner TV- Firma Smaragd. Die Firma bot bayerischen Gemeinden eine interessante Leistung an. Das Dritte des BR, informierte Smaragd, behandle in seiner Mittagssendung „Bavaria“ jeweils eine Woche lang eine Region Bayerns, in der „neben lokalen Kleinattraktionen durchaus auch Menschen im Mittelpunkt stehen (etwa der singende Bürgermeister von Neufinsing).“ Die Leistungen: Die Kunden dürften bei Inhalten mitreden und Gewinnpreise präsentieren. Die Gegenleistung: Ein „Produktionskostenzuschuß“ von 25.000 Mark. Im Klartext: Gemeinden sollen sich Berichterstattung kaufen.
„Offensichtlich muß der öffent- lich-rechtliche Rundfunk immer wieder vor sich selbst geschützt werden“, wetterten die bündnis- grüne BR-Rundfunkrätin Margarete Bause und ihr Parteikollege Claus Haupt. Sie verweisen auf den jüngsten Schleichwerbefall im BR – Abendschau-Chef Ekkehard Mayr-Bülow mußte gehen, weil er Vergünstigungen erhalten haben soll. Vom BR möchten sie jetzt wissen, ob in „Bavaria“ noch Journalismus stattfindet oder nur zum Thema wird, wer zahlt.
Daß ihr einstiges Angebot stinkt, haben inzwischen auch die TV-Produzenten bemerkt, behauptet Peter Hertranpf von Smaragd: „Dieser Weg war falsch.“ Dies hätten sie schon im Juni nach einer Mahnung des BR begriffen und die Infomappen zurückgezogen. So wie da beworben, habe man nie gearbeitet. Auch BR- Hauptabteilungsleiter Thomas Jansing spricht von einem „völlig absurden Papier“, was die „jungen Burschen“ da rausgegeben hätten. Inzwischen gebe es ein neues Modell um „Synergien“ zu erreichen: Der BR bekommt von Smaragd nur die Ausstrahlungsrechte, das Rohmaterial darf die Firma an die vorgestellte Gemeinde weiterverkaufen, um daraus etwa PR-Filme zu produzieren – so geschah es im Oktober mit einem Bad-Reichenhall-Film. „Das hat mit Schleichwerbung nichts zu tun“, sagt Jansing. Der Grüne Haupt hält dieses Vorgehen ebenfalls für windig und fragt, was denn sei, wenn eine Stadt das Material nicht kauft: „Machen sie dann auch keinen Dreh?“ Georg Löwisch
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