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Ob-la-di, Ob-la-da

■ Ohne letzten Gruß an Michael Hutchinson, und auch sonst ohne alles: Oasis in Berlin

Ihre Fans haben Oasis im Griff, das zeigt allein der ansonsten beliebte und in der Berliner Deutschlandhalle nicht stattfindende T-Shirt-Contest. Da trägt niemand ein Blur-, Pulp-, oder Supergrass- T-Shirt spazieren, die Trendsportart „Brit-Pop“ kennt hier nur einen Vertreter: Oasis hier, Oasis da, Ob-la-di, Ob-la-da. Und so gern man auch glauben möchte, daß hier ein paar alternde Lümmel allein für alternde Jungs noch einmal die Gitarre aus der Tasche packen: Jeder Mann scheint hier seine Frau mitgebracht zu haben (oder umgekehrt), und direkt vor der Bühne scheinen mehr kleine Mädchen als kleine Jungs zu stehen!

Und mit Brit-Pop im engeren musikalischen Sinn haben Oasis weiß Gott nicht viel an der Gitarre, die wollen rocken, rocken und nichts als all over the world rocken. Synthetik gibt es bis auf wenige, kaum zu hörende Keybordklänge nicht, nach vorne in die elektronische Zukunft schauen gilt hier nicht: Be here now, ignoriere die Zeit oder laß sie einfach zurücklaufen! Das tun zumindest die Zeiger auf der überdimensionierten Uhr, die zusammen mit einer schiefgestellten roten Telefonzelle und einer weißen Rolls-Royce-Schnauze (auf der das Schlagzeug aufgebaut ist) die Bühnendekoration bildet.

Eine hübsche Inszenierung, die einer vermeintlich übergroßen Stadionrockband angemessen erscheint, die aber nicht darüber hinwegtäuscht, daß die Band hinsichtlich Personality absolut keinen Glanz verbreitet. Glanz, den man von den braven Mitspielern der Gallagher-Brüder sowieso nicht erwartet – die haben nicht mal die sonst üblichen, bandinterne Basisdemokratie vorheuchelnden Mikros vor sich stehen, die dürfen nicht mal einen einzigen Chorus mitsingen. Doch auch Songwriter Noel Gallagher steht fast gelangweilt und wie angewurzelt am rechten Bühnenrand und überläßt seinem singenden Bruder den spärlichen Showrest. Der müht sich zwar redlich in seiner typischen Pose – eingezogener Bauch, verrenkt nach vorne hängende Schultern und sonnenbebrillter Blick in die Höh', dort wo die Sterne zu Hause sind –, spielt mal Luftgitarre, betätigt die Rassel, rennt hierhin, rennt dahin, weiß ansonsten aber um die Effektivität der einfach gestrickten Oasis-Rock-Songs.

Die sind bekanntermaßen ein, zwei Minuten zu lang, doch da Hit auf Hit folgt, darf ein jeder auf ein neues die Hände zum Mitklatschen über den Kopf erheben. Keine Extras, kein „Rest In Peace“ an Michael Hutchinson von INXC, keine Unplugged-Session wie noch vor zwei Jahren, als Noel Gallagher sehr beeindruckend „Wonderwall“ allein zum besten gab, keine Rüpeleien, kein nix, kein gar nichts, und selbst als Liam sich einmal die britische Nationalflagge aus dem Publikum schnappt und um die Schultern legt, wirkt das weniger sendungs- als pflichtbewußt.

Spektakel, Skandälchen, Bruderzwist, Drogen, Großkotzereien: Nichts davon ist zu sehen und zu spüren, Oasis sind mittlerweile Manns genug, um so was auf der Bühne außen vor zu lassen und im Vorfeld einer Tour (oder Platte) für sich arbeiten zu lassen. Noel, Liam und der Rest sind cool und straight, kalkuliert und professionell, und irgendwann sehnt man sich tatsächlich nach einem Eddie Vedder mit seinem ganzen tief aus der Rockseele kommenden Leid und Pathos. Gerrit Bartels

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