: Freund aller Feinde Fidel Castros
■ Jorge Mas Canosa, der Führer der rechten Exilkubaner, ist in Miami gestorben. Der fanatische Castro-Hasser hinterläßt ein politisches Vakuum
Berlin (taz) – Es ist eine letzte persönliche Niederlage. Fidel Castro, 71, charismatischer Führer der kubanischen Revolution in Havanna, lebt – Jorge Mas Canosa, 58, charismatischer Führer der exilkubanischen Rechten in Miami, ist tot. Der Mann, der sich so gern als Nachfolger Castros gesehen hätte, starb am Sonntag an den Folgen einer Knochenkrankheit.
Der Millionär Jorge Mas Canosa umgab sich mit Leibwächtern und bewegte sich in gepanzerten Limousinen durch die Gegend – ein Staatschef im Wartestand. 1959, kurz nach der Machtübernahme der kubanischen Revolution, hatte er sich in Havanna als Jurastudent eingeschrieben. Aber der Zögling einer begüterten Familie aus Santiago de Cuba kam mit dem Regime sofort in Konflikt, verbrachte sechs Wochen in Haft – und setzte sich nach Miami ab. 1961 nahm er an der gescheiterten CIA-Operation in der Schweinebucht teil, trat in der Hoffnung auf eine weitere Invasion als Offiziersanwärter in die US-Armee ein, ließ das wieder bleiben, als der Befehl zum Abrücken einfach nicht kommen wollte, schlug sich als Hilfsarbeiter in Miami durch und gehörte schließlich allen möglichen Exilgruppen an, die vom gewaltsamen Umsturz träumten.
Die Grundlage seines Vermögens legte Mas Canosa in den 70er Jahren mit einer Anzahl von Kleinbetrieben – heute ist sein Konzern MasTec in mehreren Ländern Lateinamerikas und Spanien vertreten und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Mark. 1980/81 gründete Mas Canosa die Cuban American National Foundation (CANF). Die Stiftung hatte zum Ziel, Lobby-Arbeit für die anticastristische Sache zu betreiben – und wurde in den 80er Jahren zum wichtigsten Berater der US-Regierung von Ronald Reagan in Sachen Kuba. Mas Canosa zeichnet verantwortlich für den Aufbau von Radio Marti, einem von Miami aus Richtung Kuba ausstrahlenden US-amerikanischen Propagandasender. Innerhalb des kubanischen Exils bekämpfte die CANF alle, die einen Dialog mit Havanna vertraten.
Dennoch konnte Mas Canosa es nicht verhindern, daß mit dem Amtsantritt Bill Clintons der Einfluß der Hardliner im Weißen Haus schwand. Clinton versuchte eine vorsichtige Öffnung – die ihm allerdings der Kongreß mit der Verabschiedung des Helms-Burton-Gesetzes genauso verdarb wie der Abschuß zweier Kleinflugzeuge von Exilkubanern durch die kubanische Luftwaffe. Und trotzdem: Die Zeiten, als Mas Canosa für sich die hegemoniale Vertretung der Exilkubaner in Anspruch nehmen konnte, waren lange vorbei. Sein Tod dürfte das Exil weiter zersplittern. Bernd Pickert
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