piwik no script img

Für Klümpchen in den Boxring

■ Verschwundene Würstchen, tobende Menge: Das Kindertheaterstück „Fazz und Zwoo“im Altonaer Theater

Es gibt wirklich einfache Methoden, eine Ratte zu fangen. Wenn aber der hochintelligente Clown Fazz (Sebastian Weber), unterstützt von seinem unterbelichteten Sekundanten Zwoo (Thomas B. Hoffmann), dem ungebetenen Gast auf die Pelle rückt, dann braucht er das ganze Mobiliar: Der blaue Tisch wird auf die Seite gestellt und der große Zauberkoffer daran aufgehängt, der gelbe Garderobenständer wird in den roten Küchenstuhl geklemmt, und darüber eine Wurst mit einer langen Schnur geführt. Ob die Ratte dieser Falle wohl auf den Leim geht? Natürlich nicht. Dafür aber der spindeldürre Baron Wurz (Jerry Marwig), der bei den beiden Fallenstellern Unterstützung sucht.

Durch einen Box-, Fecht- und Schießwettbewerb soll der passende Mann für die etwas dümmliche Prinzessin Daphne Klümpchen (Eva Klakl) ermittelt werden. Einziger Konkurrent für den Baron ist Muskelpaket Lancelot (Rodolphe Bonnin). Der allerdings scheint unüberwindbar, es sei denn, der Einfallsreichtum des Fallenstellers Fazz stellt ihm ein Bein. Da werden dann zentnerschwere Boxhandschuhe angefertigt und Quietsche-Entchen in die Lüfte geworfen.

Aber ohne den „Schmutzige-Wäsche-Fallentrick für Gecken“würde Lancelot wohl König werden, wenn die Prinzessin nicht ganz nebenbei ihre Liebe für Zwoo entdecken würde, der für sie immer noch einen Lutscher aus dem Mantel zaubert, auch wenn die strenge Königin Knödel (Iris Schuhmacher) das überhaupt nicht gerne sieht. Die Prinzessin schreckt schließlich vor keiner Bombe zurück, um ihren Wunschkandidaten vor den Traualtar zu bringen. Und die Moral von der Geschicht? Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Oder: Wo Muskeln sind, da fehlt Verstand.

Regisseurin Christine Brigl inszeniert das Stück von Ken Campbell mit einfachen Mitteln. Die Bühnenhandlung läßt sie effektvoll mit Trommel-, Pfeif- und Rasselgeräuschen begleiten und an den Anfang (wie auch ans Ende) stellt sie den „Pipapo-Song“, mit dem die Kids in Stimmung gebracht werden. Und die waren auch kaum in ihren Theatersitzen zu halten. Wann immer es nötig schien, kommentierten sie das Bühnengeschehen. Wenn etwa Fazz eine Wurst sucht, die für alle ersichtlich unter seinem Hut verschwunden ist. So wurde das Publikum zum zwölften Mann auf dem Platz.

Joachim Dicks

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen