: Großsporthallen als Fässer ohne Boden
■ Fehlender Vertrag über die Finanzen kommt Berlin teuer zu stehen
Für den Senat erweist sich die Verpachtung der beiden Sporthallen, der Max-Schmeling-Halle und des Velodroms, immer mehr als ein Finanzdebakel. Weil mit der Betreibergesellschaft Velomax seit über einem halben Jahr noch kein gültiger Vertrag ausgehandelt werden konnte, kommen 1998 auf die Sportverwaltung immer höhere Kosten zu. 7,3 Millionen Mark aus der Haushaltskasse sollen allein als „Aufwandsentschädigung“ für die Hallennutzung durch Schulen in die Taschen der Betreibergesellschaft Velomax fließen, die den Bau- und Konzertunternehmern Otremba, Gegenbauer und Schwenkow gehört.
Weitere 6,7 Millionen Mark hat Velomax als mögliche Betriebskosten für 1998 veranschlagt, ohne daß darüber eine Vereinbarung existiert. Verhandlungsbedarf gibt es außerdem über die technische Ausstattung in den Hallen. Velomax insistiert darauf, daß die öffentliche Hand in eine neue Licht- und Tontechnik sowie in Kücheneinrichtungen 10 Millionen Mark investiert.
Die Sportverwaltung hatte nach einer Ausschreibung Otremba/ Gegenbauer/Schwenkow Anfang 1997 mit der Pacht der Hallen beauftragt. Kritiker des Auswahlverfahrens, darunter die bündnisgrüne Abgeordnete Michaele Schreyer, bemängeln, daß der Senat seither ohne klare Vorgaben die Hallenbewirtschaftung ermöglicht und mit ständigen finanziellen Nachforderungen der Velomax konfrontiert wird. Auch der Haushaltsausschuß nahm am vergangenen Freitag die Zuschüsse ins Visier und sperrte Sportsenatorin Stahmer (SPD) einen Großteil der öffentlichen Mittel.
Almuth Draeger, Sprecherin im Hause Stahmer, bestätigte gegenüber der taz, daß mit Velomax „noch kein Betreibervertrag abgeschlossen werden konnte“. Insbesondere über die Betriebskosten müsse noch verhandelt werden. Einen „Kompromiß“ habe die Sportverwaltung bei der technischen Ausstattung angeboten: 10 Millionen Mark sollten von der Velomax aufgebracht werden, das Land übernimmt die Zinslast. Bislang weigert sich der Pächter aber, den Betrag zu akzeptieren.
Nicht gelten lassen wollte Draeger den Vorwurf, daß das Land sich ohne Konzept der Velomax ausgeliefert und angesichts fehlender Konkurrenz wenig Verhandlungsspielraum habe. „Wir haben uns damals für Schwenkow und andere entschieden, weil sie als Betreiber akzeptabel erschienen.“
Insider sehen das anders. Das Land habe bei der Hallenvergabe an die Velomax sträflich versagt und trage nun das finanzielle Risiko. Konkurrenten hätten bei der Auslobung weitaus günstigere Konditionen angeboten. Außerdem könne von Wettbewerb keine Rede mehr sein, wenn erst nach der Pächter-Entscheidung über das Geld verhandelt werde. Rolf Lautenschläger
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