: Baut Fokker bald wieder Kleinjets?
■ Der niederländische Geschäftsmann Rosen Jacobson hat in aller Stille den Neustart vorbereitet – und angeblich 40 Aufträge akquiriert
Amsterdam (taz) – Die Reste von Fokker sind längst versteigert, die Kuratoren probieren, die Gläubiger zu befriedigen – doch plötzlich ist wieder von einem Neustart des Flugzeugbauers die Rede. Die Amsterdamer Abendzeitung Het Parool enthüllte vorgestern, daß der Geschäftsmann Rosen Jacobson seit Monaten in aller Stille am Comeback Fokkers arbeitet. Offenbar mit Erfolg: Bereits 40 Vorbestellungen habe er akquirieren können. Unter den Kunden sollen sich Swissair, Austrian Airlines, British Midlands, TAM (Brasilien), Philippine Airlines und Vietnam Airlines befinden.
Möglicherweise wird dank Jacobsons Einsatz doch noch ein Wunder wahr. Fokker soll demnach Mitte Dezember offiziell wieder mit den Vorbereitungen zur Produktion von Düsenflugzeugen der Typen F70 und F100 starten. Die Propeller-Version F50 soll nicht mehr hergestellt werden. Die Rede ist von bis zu 35 Flugzeugen pro Jahr. Fokker, einst mit einem Marktanteil von 45 Prozent bei solchen Kleinjets weltweit, könnte wieder bis zu 25 Prozent des Marktes erobern. Von Vorteil sind dabei sowohl der weitaus günstigere Dollar-Kurs als zum Zeitpunkt der Pleite als auch das Fehlen von Schulden bei Fokker-Neu sowie die offenbar gute Nachfrage nach Flugzeugen der Fokker-Klassen. Außerdem haben Konkurrenten wie der kanadische Flugzeugbauer Bombadier noch Rückstand bei der Entwicklung neuer Typen.
Rosen Jacobson hat offenbar auch neue Lieferanten gefunden. Die deutsche Firma Speyer, wie Fokker eine Ex-Tochter der Dasa, soll ebenso Rümpfe fertigen wie Saab (Schweden). Die Flügel sollen nicht mehr in Nordirland bei Shorts, sondern bei der englischen Firma Humble produziert werden. Jacobson soll die Finanzierung dem Vernehmen nach so gut wie gesichert haben. Allein die Vorbestellungen sollen einen Wert zwischen 600 und 900 Millionen Gulden haben (530 bis 800 Millionen Mark). Teilweise sollen die Fluggesellschaften bereit sein, im voraus zu zahlen. Außerdem ist der Maschinenbaukonzern Stork, der Teile der bankrott gegangenen Fabrik übernommen hatte, zur Hilfe beim Neustart verpflichtet. In einem solchen Szenario würde auch der niederländische Staat wahrscheinlich finanzielle Hilfe leisten. Immerhin würden Arbeitsplätze geschaffen.
Allerdings sind die Zeiten vorbei, wo bei Fokker wie einst in osteuropäischen Kombinaten Massen von Werktätigen unproduktive Arbeit leisten und der Staat die Verluste deckt. Statt wie früher auf dem Höhepunkt der Mißwirtschaft 12.000 sollen zunächst 500 Menschen bei Fokker arbeiten – möglichst viel soll ausgegliedert werden. Gerüchten zufolge sucht Fokker künftig Anschluß bei Airbus – Rosen Jacobson hat sich dazu bislang nicht geäußert. Falk Madeja
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