: Nach den Seehoferschen Reformen: die Kur darbt
Die Kur stand bei Finanznöten der Bundesregierung immer schon unter Beschuß. Diesmal traf sie die Kurorte jedoch mit voller Wucht: Als Folge der Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich sind seit Oktober 1996 in Deutschland mindestens 60 Kurkliniken geschlossen worden. Allein die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte als größter Träger hat 9.000 ihrer 37.000 Kurbetten gekündigt. Im ersten Halbjahr 1997 ist die Zahl der Übernachtungen in Kurorten um sechs Millionen zurückgegangen.
Seit Juli dieses Jahres wurde die Dauer der Kur von vier auf drei Wochen verkürzt un die Intervalle von drei auf vier Jahre verlängert. Bereits im vergangenen Jahr wurden die Zuzahlungen geändert: Für jeden Kurtag beträgt sie 25 Mark (davor 12 Mark) in den alten und 20 Mark in den neuen Bundesländern.
Aber die vermeintlichen Einsparungen bringen wenig. Am Kurwesen wird Seehofer mit seiner Reform nicht genesen. Denn gemessen an den Gesamtkosten im Gesundheitswesen machten die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für Kuren 1996 nur 2,3 Prozent aus. Was den Mißbrauch angeht – Experten sprechen von Over-usern – so wird die Zahl nach Angaben des Deutschen Bäderverbandes deutlich überschätzt. D.F.
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