: Hochschule springt auf Streikzug
■ Studierende beschließen Ausstand bis mindestens Freitag
Die 6.500 Studierenden der Hochschule Bremen werden streiken. Mit großer Mehrheit beschloß eine studentische Vollversammlung in der vollbesetzten Mensa am Neustadtswall, den Lehrbetrieb bis mindestens Freitag auszusetzen. Dieser Beschluß wurde zeitgleich auch am zweiten Standort der Hochschule in der Werderstraße gefaßt, wo die Fachbereiche für Nautik und Wirtschaftswissenschaften untergebracht sind.
„Wir müssen zeigen, daß wir gegen diese Bildungspolitik sind“, rief Manfred Jakobs vom AStA den rund 500 Versammelten in der Mensa zu. Hauptforderungen der Studierenden sind eine bessere Ausstattung der Hochschule, mehr Personal, der Verzicht auf Studiengebühren und Elitebildung. „Daß hier so viele Leute gekommen sind, zeigt doch, daß die Probleme auch in Bremen unter den Nägeln brennen“, so Jakobs.
Zur gleichen Zeit beschlossen auch 200 Studierende im bis auf den letzten Platz besetzten Hörsaal 120 in der Werderstraße den Ausstand. „Die Bibliothek ist ein modernes Antiquariat, die Öffnungszeiten im Rechenzentrum sind unerträglich“, gab Annette Volkens vom AStA Beispiele für die Studiensituation. Die Studierenden erwarten nun vom Land Bremen als ersten Schritt eine Beteiligung am Rüttgers-Modell zur Finanzierung der Bibliotheken. Bildungsminister Rüttgers will 40 Millionen Mark für Bücher anbieten, wenn die Länder die gleiche Summe aufbringen.
Die Forderungen der Studierenden beschränken sich nicht alleine auf eine bessere Ausstattung. Auch die Demokratisierung der Hochschulen steht wieder auf der Tagesordnung. Die Hochschulen sollen zudem auf die „Selektion“der Studierenden in Eignungsprüfungen verzichten.
Am Montag soll eine weitere Versammlung abstimmen, ob die Protestaktionen weitergeführt werden. Bis dahin wollen die Studierenden mit öffentlichen Aktionen auf ihre Situation aufmerksam machen. Der Arbeitstitel für eine Vorlesung in der Lloyd-Passage am Donnerstag um 14.15 Uhr steht schon: „Wenn ihr uns nicht ernst nehmt, nehmen wir Drogen“. Die Wirtschaftswissenschaftler wollen Straßenbahnen als Seminarräume benutzen, um die Raumnot an der Hochschule zu umgehen. In Oldenburg, wo seit Montag gestreikt wird, beteiligten sich gestern nach Angaben der Polizei 2.000 Studierende an einem Protestmarsch durch die Stadt. An der Bremer Universität findet heute um 12 Uhr im Gebäude GW2 eine Vollversammlung statt. cd
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