: Für den Wandschrank
■ Borussia Dortmund gewinnt durch ein 2:0 über Belo Horizonte den Weltpokal - bricht aber deswegen nicht in größere Begeisterung aus
Berlin (taz) – Weltpokal ist so eine Sache. Borussia Dortmund hat ihn gestern in Tokio gewonnen – durch ein routiniert heruntergespieltes 2:0 (1:0) über den Südamerika-Meister Cruzeiro Belo Horizonte. Es war der 16. Sieg der Europäer im 36. Vergleich und der erste deutsche seit Bayern München (1976).
Erstens aber ist der Titel inoffiziell, zweitens weiß ihn nicht ein jeder zu schätzen. Borussen-Manager Michael Meier war die ganzen Tage von Tokio schlechter Laune. Hätten die Uefa-Statuten es nicht erfordert, wäre man womöglich gleich zu Hause geblieben. Der Grund: Es gab nicht nur wenig Ehre zu verdienen, sondern auch kein Geld.
Kein Geld? Na gut, eine halbe Million Mark vom Fernsehen, noch mal soviel als Antrittsgeld, „ein Witz“ also, wie Meier befand.
Cruzeiro Belo Horizonte nahm die Angelegenheit sehr viel ernster, hatte zehn Tage in Tokio trainiert und eigens und einmalig drei Profis für diese Begegnung verpflichtet. Eine Viertelstunde sah es aus, als würde sich der Aufwand lohnen. Dann übernahm Sousa das Kommando. Michael Zorc (34.) und Heiko Herrlich (85.) trafen, die Brasilianer trotz aller Mühen nicht. Und schon gar nicht mehr, nachdem Vitor (76.) die gelbrote Karte gesehen hatte.
Manager Meier wird auch der Cup im Wandschrank des Unternehmens nicht trösten. Vielleicht der Imagegewinn, den es eigentlich geben müßte bei einer Partie, die man gestern in über 100 Ländern dieser Welt sehen konnte – wenn man wollte. Die ARD jedenfalls wird um die Mittagszeit Mühe gehabt haben, es mit den Talkshows aufzunehmen. Auf der Sollseite stehen außerdem der Anflug- und Abflugweg (je 10.000 Kilometer) sowie die Unterbrechung der geregelten Arbeitszeiten. Zu allem Übel muß man das für Tokio verschobene Bundesligaspiel gegen Hertha BSC auch noch am 16. Dezember nachholen – einem Dienstag. Einziger Trost: Da ist dann auch wieder die Lokalpresse komplett vor Ort.
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