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Kooperative Dreierkiste

■ Auf der Suche nach gemeinsamen Wegen für Kiel, Hamburg und Hannover

Es ist eine vertrackte Dreierkiste. Hamburg läßt seine Einwohner außerhalb der Stadtgrenzen wohnen, Schleswig-Holstein schickt zig Tausende täglich zum Arbeiten in die Hansestadt. Niedersachsen liefert Abfall an die Hamburger Müllöfen, ohne den diese nicht ausgelastet wären: Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten zwischen den drei Nordstaaten sind so groß, daß eine politische „Länderneuregelung das Beste wäre, aber das ist wohl undurchführbar“.

Jürgen Mantell seufzt. Der SPD-Bezirksamtsleiter aus Eimsbüttel ist im Nebenberuf Leiter des „Lenkungsausschusses Regionales EntwicklungsKonzept für die Metropolregion“, kurz REK. Seit fünf Jahren plant er – mit Kollegen aus Verbänden, Verwaltung und Politik –, wie dennoch länderübergreifend bei Verkehrs-, Gewerbe-, Siedlungs- oder Abfallpolitik kooperiert werden könnte. Ein mehrbändiges Entwicklungskonzept mit Empfehlungen ist in dieser Zeit entstanden. Heute aber ist der große Tag: Erstmals wird die Regionalkonferenz in Hamburg zusammentreten, um konkrete Beschlüsse zu fassen: Über die Entwicklung der „Siedlungsachsen“beispielsweise.

Weil in Hamburg Flächen, insbesondere fürs Gewerbe knapp sind, sollen entlang der Schienenverkehrsstrecken nach Buxtehude, Stade und Norderstedt „diese Orte in einem 600 Meter Radius um die Haltestellen“wachsen, fordert Mantell. Verbessert werden müßten sowohl der öffentliche Personennahverkehr ins Umland als auch der Wohnungsbau. Bis 2010 rechnet die REK mit 250.000 neuen Einwohnern in der Metropolregion. Nur: Wer trägt die Kosten, wer opfert die Grünflächen? „Die Nutzen und Lasten müssen in der Region gleichmäßig verteilt werden“, stellt Mantell klar. Noch vor wenigen Jahren hätte ein solches Ansinnen in wüsten Beschimpfungen geendet. Inzwischen aber, sagt Claus Kühl vom Kieler Landesplanungsamt, ist klar: „Ohne Hamburg wird sich der Nachbarraum nicht entwickeln können – und umgekehrt.“

hh

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