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Effektiver Schutz braucht eine lange Vorlaufzeit

■ Wissenschaftler fordern drastischere Maßnahmnen für weniger Treibhausgase

Wer schnell fährt, muß rechtzeitig und vor allem kräftig auf die Bremse treten, um am gewünschten Ziel stehenzubleiben. Diese Erkenntnis gibt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem gestern vorgestellten Klimagutachten der Bonner Delegation mit auf den Weg nach Kioto. Danach sollen die westlichen Industriestaaten sowie die Staaten Osteuropas so schnell wie möglich mit drastischen Emissionsminderungen der Treibhausgase beginnen, um eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern.

Die Wissenschaftler empfehlen eine Reduktion bis zum Jahr 2010 um 23 Prozent, bis 2020 um 43 Prozent und bis 2050 gar um 77 Prozent. Dieser Vorschlag geht noch deutlich über die Verhandlungsposition der EU in Kioto hinaus, die bis 2010 eine 15prozentige Reduktion fordert.

Grundlage des WBGU-Szenarios sind ökologische und ökonomische „Leitplanken“, die den für die nächsten 200 Jahre verbleibenden Handlungsspielraum vorgeben. Eine Erwärmung der Erdatmosphäre um 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt, ein Ansteigen des Meeresspiegels um 25 Zentimeter und Kosten der Emissionsminderung von 3 bis 5 Prozent des Bruttosozialprodukts sind das Äußerste, was die Menschheit sich noch leisten kann, sollen auch künftige Generationen ein menschenwürdiges Leben führen. Sollten die Emissionen erst später reduziert werden, wie dies die USA bisher gefordert haben, wäre der Handlungsspielraum deutlich eingeschränkt.

Der Bundesregierung empfiehlt der WBGU, an ihrem Ziel einer 25prozentigen Emissionsminderung in Deutschland bis zum Jahr 2005 festzuhalten. Bundesumweltministerin Merkel sieht denn auch in dem WBGU-Gutachten „eine klare wissenschaftliche Empfehlung für die Minderungsvorschläge der EU“.

Bei der internationalen Umsetzung der Klimaschutzziele sollte nach Ansicht des renommierten WBGU das Prinzip einer gerechten Verteilung der Emissionsminderungen zugrunde gelegt werden, das in der Klimarahmenkonvention von 1992 festgeschrieben worden ist. Daher sollten langfristig die Pro-Kopf-Emissionen aller Staaten angeglichen werden.

Als Zielmarke eines Staates für das Jahr 2050 gilt die Emissionsmenge, die anhand der Bevölkerungsstärke von 1992 zu berechnen ist. Danach müßten die Länder der Dritten Welt ihre Emissionen erst im Jahr 2010 stabilisieren. Schwellenländer, die wirtschaftlich dazu in der Lage sind, sollten allerdings einen Anteil an den globalen Emissionsminderungen übernehmen, fordert der WBGU. Niels Boeing

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