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Masterplan versinkt in der Spree

■ An der Fischerinsel scheitert ein Stück des Städtebaukonzepts: Bausenator Klemann (CDU) und Baustadträtin Baumert (PDS-Mandat) stürzen SPD-Senator Strieders Blockrandbebauung

Die städtebauliche Zukunft der Fischerinsel in Mitte ist offenbar entschieden. Sowohl Bausenator Jürgen Klemann (CDU) als auch Baustadträtin Karin Baumert (PDS-Mandat) favorisieren einen Entwurf des Architekten Gernot Nalbach, der an der Gertraudenstraße den Bau zweier 90 Meter hoher Hochhäuser vorsieht. Damit wäre die Blockrandbebauung, die der Masterplan von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) an dieser Stelle vorsieht, gekippt.

Das denkmalgeschützte Ahornblatt an der Breiten Straße soll nach dem Entwurf Nalbachs erhalten bleiben. Nach Aussage von Mittes Baustadträtin Baumert soll nun so schnell wie möglich Baurecht geschaffen werden. Ein Bebauungsplanverfahren sei bereits eröffnet, die zuständigen Senatsverwaltungen seien um eine Stellungnahme gebeten worden. „Wenn von Strieder innerhalb von vier Wochen kein Widerspruch kommt“, so Baumert, „ist das unter Dach und Fach.“ Außerdem prüfe das Bezirksamt zur Zeit, ob eine Baugenehmigung nicht auch nach Paragraph 34 des Baugesetzbuchs erteilt werden könne. Mit dieser Variante, die von Bauvorhaben lediglich fordert, daß sie sich in die städtebauliche Eigenart der näheren Umgebung einordnen, wäre ein Mitspracherecht der Stadtentwicklungsverwaltung von vornherein ausgeschlossen.

Aber selbst ein Widerspruch würde Stadtentwicklungssenator Strieder wenig nutzen. Wie Petra Reetz, die Bausprecherin, betont, ist der Masterplan bisher weder vom Abgeordnetenhaus noch vom Senat beschlossen und hat daher keinerlei Rechtsgültigkeit.

Mit einer Entscheidung für die beiden gegeneinander geneigten Hochhäuser, denen Architekt Nalbach den Namen „Romeo und Julia“ gegeben hat, würde sowohl die Bauverwaltung als auch das Bezirksamt Mitte der Empfehlung eines Gutachtens der Architekten Kny und Weber folgen, die sich Anfang des Jahres für eine behutsame Weiterentwicklung des DDR-Städtebaus auf der Fischerinsel und gegen eine Umbauung im Blockrandformat ausgesprochen hatten. Neben dem Spittelmarkt wäre die Fischerinsel damit der zweite zentrale Ort, an dem das Leitbild des Masterplans – die „Revision des modernen Städtebaus“ – gescheitert wäre.

In Strieders Verwaltung will man freilich nicht so ohne weiteres klein beigeben. „Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens gibt es noch genügend Interventionsmöglichkeiten“, sagte Strieders Referent Philipp Mühlberg. Außerdem müsse eine PDS-Baustadträtin ihren Wählern erst einmal erklären, warum sie einem Investor eine solche Bebauungsdichte zubilligt, nur um ein Baudenkmal wie das Ahornblatt zu retten. Uwe Rada

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