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Arena-Investoren im Zwielicht

Die mit den Planungen des Stellinger Freizeit-Parks betraute Hamburger „Deuteron“-Gruppe rechnete zu hohe Betriebskosten ab  ■ Von Marco Carini

Der Vorwurf ist eindeutig: „Das ist ein systematischer Betrugsversuch an den Mietern“, sagt Bewohner Gerd F. (*). Denn nach der taz vorliegenden Dokumenten hat die Immobilien-Firma Deuteron versucht, mit unseriösen Betriebskostenabrechnungen MieterInnen eines Neubaus in Winterhude zu übervorteilen. Dem guten Ruf der Firma, die im Februar von der Stadt den Auftrag erhalten hatte, einen Bau- und Finanzierungsplan für den 515 Millionen Mark teuren Arena-Park im Volkspark zu erstellen, droht damit Gefahr.

Die firmeneigene Verwaltungsgesellschaft „DIV Immobilien“hatte den 33 Mietparteien der 1994 fertiggestellten Neubauten Meenkwiese 39, 39a und 39b Betriebskostenaufstellungen für die Jahre 1994 und 1995 zugesandt, die in mindestens 18 Positionen nicht korrekt und teilweise überhöht waren. Nachdem die MieterInnen das monierten, mußte die DIV deshalb exakt 21.304 Mark zu viel verlangte Betriebskosten zurückzahlen. Für Deuteron-Chef Andreas Wankum sind das „Versehen, die bei den ersten Betriebskostenabrechnungen eines neuen Objekts passieren können“.

Doch bei den mit öffentlichen Mitteln geförderten Häusern auf der Meenkwiese gibt es noch weitere Merkwürdigkeiten in der Berechnung der Nebenkosten. Die MieterInnen zahlen, das bestätigte Ulrich Kresse, Sprecher der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), gegenüber der taz, „Fernwärmetarife, die 20 Prozent über dem Hamburger Durchschnitt liegen“. Die jährlichen Mehrkosten betragen rund 10.000 Mark.

Denn Deuteron zahlte für die Fernwärmeanschlüsse fast nichts an die HEW, und die schlug ihrerseits die Anschlußkosten auf die Tarife auf. „Ein im geförderten Wohnungsbau äußerst unübliches Verfahren“, weiß auch Kresse. Im Regelfall würden die Bauherren die Anschlußkosten vorfinanzieren und sie nicht über die Betriebskosten auf die MieterInnen abwälzen. Inzwischen ist auch die Hamburger Wohnungsbaukreditanstalt (WK), die Deuterons Wohnungsbau mit städtischen Mitteln gefördert hat, mit dem Stromdeal befaßt. WK-Mitarbeiter Reinhold Metschke: „Wir prüfen sehr ernsthaft die Zulässigkeit dieses Verfahrens und behalten uns Maßnahmen gegen die Deuteron vor.“

Geprüft wird von der WK zudem, ob auch die Kosten für eine Gemeinschaftsantenne zu Unrecht in den Betriebskosten versteckt wurden. Auch hier sparte Deuteron den Kaufpreis und wälzt über 6.000 Mark Miet- und Wartungsgebühren jährlich auf die MieterInnen ab. Für Andreas Wankum ist das „ein ganz normales Verfahren, um die Baukosten in Grenzen zu halten“.

Hätte Deuteron diese Investitionen aus eigener Tasche bezahlt, hätte sie laut Wankum „die Miete erhöhen“müssen. Dann aber wäre fraglich gewesen, ob die WK den teureren Mieten tatsächlich zugestimmt hätte. Der elegante Ausweg: Geld für Investitionen sparen, öffentliche Kredite mitnehmen und die MieterInnen zur Kasse bitten.

Außer der WK dürfte sich für Deuterons Geschäftsgebaren auch die für die Arena-Planungen zuständige Stadtentwicklungsbehörde interessieren, der seit der Senatsneubildung im November der grüne Senator Willfried Maier vorsteht. Die GAL hatte schon vor der Bürgerschaftswahl versucht, die Anhandgabe des Volkspark-Areals an Deuteron und deren Co-Investor Holzmann zu verhindern, weil ihr die Planungen eine Nummer zu groß seien. Die Abrechnungs-Schlampereien könnte Maier nun zum Anlaß nehmen, die Diskussion um den ungeliebten Arena-Bau neu zu eröffnen.

(*) Name geändert

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