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Demonstration für integrative Schule

■ 1.000 protestierten gegen Ausgrenzung behinderter Schüler

Hannover. Rund 1.000 Menschen aus dem Bundesgebiet haben am Samstag in Hannover gegen die Ausgrenzung behinderter Schüler demonstriert. Anlaß war das zwei Monate alte Urteil des Bundesverfassungsgerichts, nach dem behinderte Schüler keinen generellen Anspruch auf Unterricht an einer Regelschule haben. Ein behindertes 13jähriges Mädchen aus dem niedersächsischen Bovenden bei Göttingen und ihre Eltern waren mit diesem Anliegen in Karlsruhe gescheitert.

Unter den Demonstranten befanden sich zahlreiche Rollstuhlfahrer und andere behinderte Menschen. Veranstalter der Demonstration unter dem Motto „Eine Schule für alle“waren die Interessenvertretung Selbstbestimmtes Leben (Kassel) und der Behindertenbeauftragte des Landes Niedersachsen, Karl Finke.

Finke rief dazu auf, mehr für die Einbeziehung behinderter Menschen in allen Lebensbereiche zu tun. „Das Urteil ist gesprochen. Damit sind wir nicht zufrieden“, sagte Finke. „Jetzt müssen wir auf allen gesellschaftlichen Ebenen dafür kämpfen, daß behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam aufwachsen. Nur so können Nichtbehinderte lernen, wie ihre behinderten Mitschüler leben.“

Das Bundesverfassungsgericht hatte Anfang Oktober den Anspruch auf Integration und damit auch gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern zwar anerkannt. Zugleich aber erkannte das Gericht einen Finanzierungsvorbehalt für die Schulbehörden an, der das Zurückweisen behinderter Kinder in Ausnahmefällen zuläßt.

Die Politik müsse dafür sorgen daß der Finanzierungsvorbehalt nicht zum Tragen komme, so der 49 Jahre alte Sozialdemokrat Karl Finke, der seit sieben Jahren Behindertenbeauftragter in Niedersachsen ist. Natürlich müßten die Eltern behinderter Kinder die Wahlfreiheit haben. Nach seinem Eindruck wünschten ungefähr die Hälfte der Betroffenen gemeinsamen Unterricht mit Nichtbehinderten.

Finke kritisierte auch die SPD-Landesregierung. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum in einem Land wie Schleswig-Holstein inzwischen durchschnittlich 25 Prozent der behinderten Kinder in normale Schulen gehen, in Niedersachsen aber gerade einmal fünf Prozent. dpa

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