piwik no script img

Offensive für Deutschland – von rechts

■ Heiner Kappel kündigt ganz nach seinem Vorbild Jörg Haider die Gründung einer neuen rechten Partei an: die „Freiheitlichen“

Frankfurt/Main (taz) – Wird Bad Soden am Taunus als Keimzelle der „Freiheitlichen“ in Deutschland in die Geschichte eingehen? Einer der Stadtverordneten von Bad Soden glaubt das. Zusammen mit Heiner Kappel, dem Sympathisanten von Jörg Haider, und sieben anderen Stadtverordneten hat er die FDP verlassen und die Gründung einer neuen Partei angekündigt: „Offensive für Deutschland – Die Freiheitlichen“.

Der schon aus der hessichen Landtagsfraktion der FDP ausgeschlossene Kappel war vor neun Tagen aus der FDP ausgetreten. Da war er auf dem FDP-Landesparteitag mit seiner Kandidatur für einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bundestagswahlen 1998 gerade durchgefallen.

Wegen seiner Kontakte zum Führer der „Freiheitlichen“ in Österreich (FPÖ) und zum „Bund freier Bürger“ in Deutschland lief gegen Kappel in der FDP ohnehin ein Parteiordungsverfahren mit nur einem Ziel: Parteiausschluß für den Agitator gegen den Euro und die „Ausländerschwemme“ (Kappel).

Geburststätte für die neue Partei soll die Wartburg werden. Am nächsten Sonnabend, an seinem 59. Geburtstag, will Kappel dort nicht nur exponierte Mitglieder des „Bundes freier Bürger“ von Ex-FDP-Mitglied Brunner versammeln. Alle „vernünftigen Menschen“ rechts von CDU und FDP, die noch den Mut hätten, gegen den Stom zu schwimmen, seien auf der Wartburg willkommen. Von Bad Soden und dem gesamten Main-Taunus-Kreis aus sollen sich die „Freiheitlichen“ nach der Parteigründung dann in ganz Deutschland etablieren. Denn auch kreisweit hätten Kommunalpolitiker der FDP schon ihren Austritt aus der Partei signalisiert – und im Gegenzug ihren Eintritt in die neue Partei.

Zum Ärger der FDP wollen alle „Freiheitlichen“ in der Region zwischen Taunus und Main ihre Mandate behalten. Eine Filiale der FPÖ sollen die „Freiheitlichen“ in Deutschland allerdings nicht werden, betont Kappel, auch wenn er keine Berührungsängste habe. Er grenzt sich und die neue Partei gegen die „Republikaner“ ab. Er sei national gesinnt, aber nicht nationalistisch. Noch ist nicht bekannt, ob andere prominete Rechte in der FDP, wie etwa Alexander von Stahl, Heiner Kappel nachfolgen werden. Dessen erstes politisches Ziel ist es, „die FDP zu ersetzen“. Klaus-Peter Klingelschmidt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen